Am vergangenen Wochenende gab ich ein Einzelcoaching zum Thema „Ein Licht“. Ein maßgeschneidertes Paket für Teilnehmerin Petra, die sich schon auf den nächsten Portraitworkshop freut (in dem ebenfalls das Thema „Blitzen“ eine Rolle spielen wird).

Es war das erste Mal, dass ich mein Studio – ein Raum in einer ehemaligen Bundeswehrverwaltung, die nun von Kreativen und Künstler*innen genutzt wird – für einen Workshop nutzen konnte. (Immer wieder spannend: Die Reaktionen der Teilnehmer bzw. Auftraggeber/ Kunden, wenn sie das erste Mal da sind. Die leicht dystopische Location birgt großes Potenzial für weitere Workshops und Shootings.)

Coaching mit 3 bezahlten Models – und etwas Beiwerk.

In Ermangelung eines Models – ja, auch eine Schaufensterpuppe nenne ich nicht mein Eigen – überlegte ich, wie man eine nicht allzu gleichmäßige Oberfläche in Kopfgröße simulieren könnte. Kurzzeitig sah ich schon den Riesen-Stofftiger unserer Kinder im Studio modeln. Aber – hey: Halloween steht vor der Tür, es ist Herbst. Was liegt da näher, als einen großen Kürbis zu nehmen? Allerdings wollte ich kein plattes Halloween-Pumpkin-Bild machen – vielmehr hatte ich diffus ein Bild alter Meister vor dem inneren Auge.

Wenn du Licht studieren willst, kommst du an den alten Meistern – vor allem den Malern des 14.-16. Jahrhunderts – nicht vorbei.

Zu dem einen großen Speisekürbis gesellten sich noch zwei weitere kleinere. Meine Idee mit den Kürbissen fand Petra gut, das Basisarrangement auch. Aber es sollte ihr eigenes Bild werden, daher wurde das Ensemble später noch mit Blattwerk versehen – so wurde schließlich ein Schuh draus.

Blitzsetup. Noch ohne Reflektor oder Softbox.
Blitzsetup. Noch ohne Reflektor oder Softbox.

Wie sind wir eigentlich vorgegangen? Meine Teilnehmerin brachte ein solides Wissen mit, hatte jedoch bis dahin wenig Blitz-Erfahrung. Dass es (meistens) sinnvoll ist, den Blitz von der Kamera zu nehmen und irgendwo anders zu platzieren, war ihr geläufig. Nur: Was braucht man dafür, und wie mache ich, dass es richtig belichtet ist – und dann auch noch gut aussieht? Diese Punkte konnten wir in den vier Stunden Einzelcoaching ausgiebig bearbeiten.

Das Resultat, das sie mir einen Tag später zuschickte, hat mich dann doch schwer begeistert. Bis dahin hatte ich „nur“ die Vorschau auf dem Display ihrer Sony gesehen und alles (Komposition, Licht, Schattenwurf, Schärfe) darüber gesteuert und beurteilt. Die Basis des RAW-Files stimmte und brachte all das mit, das ein malerisches Renaissancebild brauchte.

Stillleben im Stile alter Meister. Foto: Petra Pinnau
Stillleben im Stile alter Meister. Foto: Petra Pinnau

Um zu sehen, wie unterschiedlich sich das Blitzlicht auf die drei Kürbisse auswirkt, machten wir Aufnahmen mit

  • „nacktem“ Blitz,
  • dann mit kleinem Metallreflektor (mit/ ohne Grid),
  • mit Durchlichtschirm (hier ein Portrait, das ich jüngst damit gemacht hatte @link),
  • mit Reflektorschirm (aufgeklappt und leicht geschlossen, sog. „Poor Man’s Softbox“)
  • und schließlich mit meinem derzeitigen Favoriten, der Reflective Umbrella Softbox (109cm Durchmesser)

Fotografiert haben wir mit der Sony Alpha 77 MkII mit 50mm f/1,8. Als Blitz nutzten wir meinen bewährten Yongnuo YN560IV. Wir arbeiteten ausschließlich im manuellen Modus – essenziell für das grundlegende Verständnis.

Warum rein manueller Modus, wenn die Kamera doch viele intelligente Automatiken mitbringt? Als Fotograf musst du verstehen, ja durchdringen, wie sich Zeit, Blende, ISO, Blitzabstand und -stärke auf das Bild auswirken. Keine Automatik sollte das Denken und die Entscheidung für dich übernehmen, und die Kontrolle bleibt bei dir.

Was bleibt zu sagen? Einzelcoachings bieten noch einmal eine ganz andere Qualität der Zusammenarbeit. Man kann sehr fokussiert und lange an einzelnen Details feilen, Dinge wiederholen, damit sie auch „hängenbleiben“. Workshops mit mehreren Teilnehmern leben wiederum vom Miteinanderarbeiten, vom Wissensaustausch und dem „Sich Einlassen auf andere“. Ich mache beides immer wieder gerne und freue mich schon auf die nächsten Workshops.