Warum ich keinen Blndspot-Podcast mehr mache (plus Download ;-))

Es ist eigentlich schon lustig zu schreiben, dass man etwas nicht mehr tut. Man könnte es ja auch einfach unbemerkt sein lassen. Aber für mich ist es wie eine Bestätigung, in dieser Form eine Art Schlussstrich zu setzen, wenn ich es hier noch einmal für mich (und für geneigte Lesende/Hörende) begründe. 

Als Goodie für dich gibt es am Ende einige Folgen zum Download. So hat es für alle Interessierte doch noch einen kleinen Mehrwert.

Ich erinnere mich noch, wie ich zu Beginn der Corona-Pandemie im parkenden Auto saß und ziemlich spontan meine nullte Folge “Keep calm and _fill the blank_” aufnahm. Mit dem Headset des iPhone 4s, einfach drauflosredend, meine Gedanken verfassend. Das war die Geburtsstunde des Blndspot Podcasts.

Aber was waren meine Motive, einen Podcast zu starten? Ich war schon einige Jahre zuvor regelmäßiger Hörer von solchen Podcast-Größen wie Rich Roll, Tim Ferriss, Chris Marquardt und Hoaxilla. Und weil diese Podcasts in ihrer Professionalität immer auch sehr einfach und catchy klangen, hatte ich den Gedanken “das kann ich auch”. Denn das technische Aufnahmezeug hatte ich – wie alle anderen auch – immer in der Hosentasche. Dazu kam die Pandemie, die wohl auf alle eine gewisse lähmende Wirkung ausübte. In dieser Situation einen eigenen Podcast zu starten, schmeckte irgendwie nach einer neuen Form der Selbstwirksamkeit.

Dennoch: Nach insgesamt 10 Folgen habe ich mich entschlossen, den Blndspot Podcast nun auch offiziell einzustellen und dies auch zu verkünden. Zu unregelmäßig habe ich mich motivieren können, etwas zu produzieren, und dementsprechend hatte ich auch keine wirkliche Hörerschaft, auch wenn es ein paar sehr treue Hörer*innen gab, über die ich mich immer sehr gefreut habe. Kurzum: Es mangelte mir an Selbstdisziplin, das gebe ich ganz offen zu. Ich konnte den langen Atem nicht aufbringen. Ich weiß, was es bedeutet, ausdauernd zu sein, und Ausdauer kann man trainieren. Das weiß ich mit mehreren (Ultra-)Marathons in den Beinen ;-). Aber es ist offenbar auch gut, zu erkennen, welches Medium zu einem passt, und welches nicht.

Warum sollten Fotografen dennoch podcasten, und lohnt es sich heutzutage überhaupt noch, einen Podcast zu machen?

Meine Meinung: Als Fotograf solltest du vermutlich nicht einfach ausschließen einen Podcast zu machen, da dies eine effektive Möglichkeit sein kann, deine Expertise zu teilen, Reichweite zu erhöhen und eine engagierte Community aufzubauen. Aber es kostet viel Zeit und vor allem ein regelmäßiges Engagement. Klar, ein Podcast ermöglicht es Fotografen, ihr Fachwissen zu verschiedenen Themen wie Techniken, Ausrüstung, Inspiration und Branchentrends mit einem breiten Publikum zu teilen. Aber du musst dir auch die Frage stellen, ob du wirklich neue Aspekte zur Fotografie bieten kannst und nicht Themen wiederkäust, die auch schon Dutzende vor dir beackert haben. Aber wenn du es schaffst, wirklich neue Perspektiven auf Fotografie – seien sie technischer oder kreativer Art – zu bieten, könntest du durch regelmäßige Podcast-Episoden eine persönliche Verbindung zu deinen Zuhörern aufbauen und deine eigene Bekanntheit steigern.

Der Markt scheint gesättigter zu sein als zuvor, aber ein Podcast ist nach wie vor eine tolle Möglichkeit, Inhalte zu präsentieren und eine treue Hörerschaft aufzubauen. Mit der wachsenden Beliebtheit von Audioinhalten und der zunehmenden Anzahl von Hörern, die Podcasts in ihrem Alltag konsumieren, bietet ein Podcast Fotografen und anderen Kreativen eine zusätzliche Plattform, um ihre Stimme zu Gehör zu bringen und ihre Marke zu stärken. Wenn du deinen Podcast gut gestaltest, kann dieser auch als Marketinginstrument dienen, um neue Kunden anzusprechen und dein Business zu fördern.

So gesehen, kann ein Podcast eine wertvolle Ergänzung zu deinem Marketing sein und dazu beitragen, deine Reichweite und seinen Einfluss in der Branche zu erweitern. Für mich selbst fühlte sich dies eher wie ein Hobby neben dem Beruf an, dem ich nur manchmal nachging. Ein schönes Hobby zwar, aber ich habe es nicht ernst genug genommen, um das volle Potenzial zu nutzen. Das ist im Übrigen nicht weiter schlimm. Auch trauere ich dem Blndspot Podcast nicht nach. Es hat Spaß gemacht, und das Gefühl, eine neu produzierte Folge veröffentlicht zu haben, war wirklich großartig. Sagen zu können, ich hatte mal einen Podcast, es hat Spaß gemacht, war aber auch sehr anstrengend – das ist für mich erleichternd und irgendwie auch befreiend.

8 Responses
  1. Das ist der Teufelskreis: Man braucht regelmäßige Podcasts, damit man die Reichweite hält, aber bei vielen Kolleg:innen merkt man, dass es dazu führt, dass dadurch Quantität über Qualität geht. Ich kann die deutschen Podcasts fast alle nicht mehr hören. Deswegen habe ich mich auch entschieden, dass ich nur noch Sendungen mache, wenn ich Lust darauf habe und einen Mehrwert bieten kann. Scheiß auf die Reichweite.

    1. Hi Erik,
      schön, von dir zu lesen! Genau das. Die Motivation muss und darf nicht reichweitenbasiert sein. Von Zack Arias gab es mal einen schönen YT-Beitrag zum Thema „Signal vs. Noise“ – das hat es mMn auch sehr treffend illustriert.
      Danke für deinen Gedanken dazu!

      1. Ja, und das sollten sich eben alle Fotograf:innen klar machen, wenn sie über einen Podcast nachdenken: So was kann die eigene Marke auch beschädigen, wenn man merkt, dass unterm Strich außer „Blah“ kein Mehrwert geboten wird. Eine weitere Ego-Nabelschau braucht eben keiner. Deswegen immer prüfen? Hab ich wirklich genug Mehrwert zu bieten, den man nicht überall anders schon hören kann? Will ich es wirklich alleine machen oder suche ich qualitativ hochwertige Gäste?

        1. Sicher – auch wenn ich ein Freund von „erstmal machen und dann weitersehen“ bin. Einem ersten Impuls darf und soll man ruhig nachgeben, wenn man wirklich etwas zu sagen hat. Aber dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass es eben nicht förderlich ist, aus reinem Selbstzweck zu podcasten.

  2. Hallo Tilman,

    ich habe Deine Podcasts öfter mal gehört und fand sie immer sehr interessant und manchmal waren sie sogar ein stiller Motivationsschub für den faulen Hintern, mal wieder auf die „Strasse“ zu gehen. Allerdings ist es für Dich als „Profi, der davon leben muss, bestimmt „Zeitverschwendung“, wenn da für Dich persönlich kein Mehrwert für Dich und Deine Marke rüberkommt. Ich finde, dass Du das Thema „Storytelling“ wirklch gut beherrschst und mittlerweilen jeder, der einiges von Dir gesehen hat von Deinen Bildern sagen kann, das ist ein echter „Köneke“. Einige von Deinen Bildern erinnern mich an Götz Schleser.-> https://tilmankoeneke.de/wp-content/uploads/2022/11/52159830273_f0523019ef_o.jpg <- Davon musst Du mehr machen 🙂 Gruss : Michael

    1. Manchmal gibt es ja auch keinen direkten Mehrwert. Ich habe durch den Podcast auch mehr Geld verloren als verdient und ich habe keinen einzigen Kunden dazu gewonnen. Ich habe selbst als Gast in anderen Podcasts kein einziges Buch mehr dadurch verkauft.
      ABER: Ich habe habe eben in den Gesprächen mit meinen Gästen neuen Input und neue Ideen für mich bekommen. Etwas, was ohne Podcast so nicht geschehen wäre.

      1. Direkten Mehrwert – vielleicht, dass ich ein paar mehr Teilnehmende auf den Hallig-Workshops hatte. Aber die Zeit bezahlt einem keiner, wenn man sich nicht über Jahre hinweg einen Podcast-Namen macht.

    2. Hey Michael, danke für deine Rückmeldung. Das ist schön zu hören, dass dadurch andere motiviert worden sind, wieder mit der Kamera loszuziehen! Danke auch für das Feedback zum Storytelling und zum Bild. Very much appreciated! Liebe Grüße, Tilman

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