If you took a million pictures you were lucky to come out with one or two gems. ~ Nan Goldin

Hin und wieder ein richtig, richtig gutes Bild zu machen, wer wünscht sich das nicht? Solche Glücksmomente sind rar. Und das ist wohl auch gut so. Du musst viele Bilder machen, damit du viele Fehler machst, aus ihnen lernst und dich dadurch kontinuierlich weiterentwickelst. Im besten Falle wirst du, werden deine Bilder dann auch besser. (Note2self: Text zu Studium und Punctum schreiben).

Ein Weg, sich weiterzuentwickeln, seine Bildsprache herauszuarbeiten, ist die Fotoserie – Nicht ohne Grund nehme ich das Thema immer wieder gerne in den kurz-knackigen One Hour Photo Workshops auf. Hier konzentrierst du dich nicht so sehr auf das einzelne Bild (obwohl es idealerweise auch für sich stehen können sollte), sondern auf eine Reihe von Bildern, die ein Thema, ein Element oder ein bestimmtes Merkmal zeigen. Dies kann etwas ganz Banales aus dem Alltag sein, eine Farbe oder Form. Oder auch ein „größeres“ Thema. Aber dazu komme ich weiter unten noch.

Beispiel: Fotoserie „Rot auf Unbunt“

Was heißt das konkret?

Wenn du ein Thema gefunden hast, ist es Zeit, es auch im Bild einzukreisen, zu gestalten. Überlege genau, was in deinem einzelnen Bild zu sehen sein soll und was überflüssig ist. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass du immer so nah ‚rangehen musst, bis nur noch genau das Sujet deiner Wahl zu sehen ist. Du kannst auch ein Suchbild daraus machen. Zum Beipiel könntest du dich auf „Leute, die in der Öffentlichkeit Zeitung lesen“ konzentrieren. Du kannst den Menschen formatfüllend aufnehmen oder auch in deinem Bild verstecken (ich denke da z.B. spontan an ein Straßencafé, wo zwischen vielen Menschen ein einzelner hinter seiner Zeitung sitzt).

One Hour Photo

Sehen lernen, Komfortzone verlassen

A propos „formatfüllend“: Auch mit Gestaltungsmerkmalen lässt sich eine Serie machen. „Den Rahmen füllen“ ist ein Mittel zur Bildgestaltung, das du mit unterschiedlichsten Motiven umsetzen kannst. Solange sich in deiner Serie ein roter Faden erkennen lässt (oder du einem inhaltlichen Konzept folgst), ist alles erlaubt. Beim Projekt „Flensburg Faces“ war mir wichtig, dass neben den ästhetischen und inhaltlichen Kriterien (Schwarzweiß, Gesichter) auch die technischen und zeitlichen Parameter konstant blieben. Ich habe alle Portraits konsequent mit einem Standardobjektiv bei Blende 5,6 fotografiert. Und immer vormittags.

Beispiel: Fotoserie „Doppelgänger“

Foto: Andreas Gütter

Aber: Aus wieviel Bildern besteht eigentlich eine Serie? Oder ab wann kann man von einer Fotoserie sprechen? Eine genaue Definition gibt es da meines Wissens gar nicht. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass alles mit mehr als 3 Bildern eine Serie ist. Ich selber würde immer mindestens 5 Bilder auswählen, aber das ist nur meine persönliche Vorliebe. Nach oben ist alles offen. Es gibt eben auch Serien, die fortlaufend sind und kein Ende haben – so könntest du deine Fotoserie als Langzeitprojekt anlegen. Das Schöne bei einem solchen fortlaufenden Projekt ist, dass es nebenbei laufen und immer wieder aufgenommen werden kann. Das „projekt b“ wäre so ein Beispiel, das ich selber kontiniuerlich verfolge.

Beispiel: Fotoserie „Selbstportrait mit Langzeitbelichtung“

Reduzieren, bis die Serie rund ist

Beim monatlichen One Hour Photo Workshop beschäftigen wir uns – gerade weil es die Entwicklung des eigenen fotografischen Blicks fördert – unter anderem auch immer wieder mit Fotoserien. Die serielle (Harald Mante sagt auch „additive“) Herangehensweise schult das Auge. Du zwingst dich, deine Umgebung nur unter ganz bestimmten Gesichtspunkten wahrzunehmen, ob gestalterisch oder inhaltlich. Zum Beispiel siehst du irgendwann nur noch rot oder Dreiecke oder beides.

Du reduzierst deinen Blick und öffnest ihn gleichzeitig für Dinge, die dir sonst nicht weiter auffallen würden. So entstehen fast ganz automatisch Bildreihen, denen ein oder mehrere Elemente gemeinsam sind. Irgendwann wirst du dann eine Serie entwickelt haben, die sich hervorragend an deiner Wand macht oder sogar für eine Ausstellung geeignet ist. Du musst es nur machen.

Anregungen für deine nächste Fotoserie

  • gelbe Autos
  • Hände, die über dem Rücken gefaltet sind
  • Blau auf Grau
  • Menschen hinter Zeitungen
  • Eingewickelte Dinge auf der Straße
  • Spiegelungen und Reflexionen
  • Doppelungen

Hast du dich schonmal an einer Fotoserie versucht? Nach welchen „Regeln“ hast du fotografiert, welche Erfahrungen hast du dabei gemacht? Ich freue mich über deinen Kommentar!