Wenn man eine zeitlang nur digital fotografiert hat und dann abrupt auf analog umsteigt, ist das immer etwas schmerzhaft. Mittlerweile ist es immerhin so, dass ich nicht mehr auf die Rückklappe der Kamera schaue um das Bild zu überprüfen. Der Impuls ist da, aber er ist beherrschbar.
Digital zu fotografieren hat eine gewisse Art von Bequemlichkeit in die (meine) Fotografie gebracht. Fotografie auf Film hebelt das aus. Wenn du ein Reiseziel hast, kannst du es motorisiert erreichen, per Flugzeug, Bahn, oder Auto. Du kannst aber auch ein Fahrrad nehmen oder zu Fuß gehen. In Hamburg neulich war ich zu Fuß, manuell und analog unterwegs.
Das dauert insgesamt länger, aber auf deinem Weg bekommst du mehr von der Reise mit. Und du stellst dich darauf ein, dass du eben nicht so schnell dort bist, wo du hin willst. (Analog hast du dann auf der einen Seite die rein manuellen Kameras – Stichwort „Wanderschuhe“ – und auf der anderen die Vollautomaten mit Matrixmessung, Autofokus etc. – vergleichbar mit einem Rennrad. Danke an Jörg Oestreich für die Analogie ;-).) Wenn du auf Film fotografierst, unterwirfst du dich Beschränkungen, ganz bewusst. Wenn du dich (wieder) daran gewöhnt hast, analog zu fotografieren, spürst du, dass der Druck, der Impuls schwindet, sofort das Ergebnis zu sehen. Du weißt, dass das Bild da ist. Ein Film hat maximal 36 Bilder. Du musst dir vor jeder Aufnahme überlegen, ob du abdrückst oder nicht. Du lässt dir mehr Zeit, korrigierst die Perspektive, den Bildausschnitt, nimmst vielleicht doch eine andere Brennweite, soweit zur Hand. Aber was ist mit Streetfotografie, wenn du dir nicht die Zeit nehmen kannst, du schnell sein musst? Ganz klar: Du musst einige Gelegenheiten ziehen lassen. Aber es werden neue kommen. Du lernst, bereit zu sein, Situationen vorauszusehen. Praxistipp: Belichtung voreinstellen, wenn du keine Automatik hast (siehe auch die Sunny 16 Rule); Zonenfokus nutzen.
Analoges Retreat
Nach einiger Zeit merkst du, dass das Bild eigentlich schon fertig ist – in deinem Kopf. Du musst es nur noch „nachbauen“, aber du sammelst die Erfahrungen und das Wissen, wie du an dein Ziel kommst. Das sind Dinge, von denen deine – digitale – Fotografie profitieren wird. Ich selber brauche sogar eine analoge Auszeit, um eben jene Sachen wie Vorausahnung und Vorbereitung nicht zu verlernen oder zu vernachlässigen.
[…] Ergänzung zum Hamburg-Beitrag vor ein paar Wochen. Nach dem Farbfilm kam Schwarzweiß dran. Ich hatte es zwar geschafft, den Film zeitnah zu […]