Wie du dich einem Thema fotografisch nähern kannst (ohne zu verzweifeln)

Hintergrund zu diesem Beitrag ist eine Aufgabe in der Blndspot Academy, einer Facebook-Gruppe, die ich vor geraumer Zeit ins Leben gerufen habe. Ungefähr alle 3 Wochen gibt es eine neue Challenge, diese kann ein konkretes Thema sein oder auch ein Begriffsmix, zu dem sich die Fotograf*innen ihre Gedanken machen und sich inspirieren lassen können. Am Ende entsteht im besten Fall ein Bild zum jeweiligen Thema.

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Wie also anfangen? Hier kommen ein paar Anregungen – die eine oder andere solltest du auf jeden Fall ausprobieren!

Groß denken

Halte es wie Daniel Josefsohn. Er hatte die Maxime: Denke deine Projekte groß. Klein werden sie schon von alleine.

Einfach denken

Mach‘ es dir nicht zu kompliziert. Manchmal ist der erste Gedanke, der erste Impuls schon der beste. Daran solltest du andocken.

"Game Changers" - eine Aufgabe in der Blndspot Academy
„Game Changers“ – eine Aufgabe in der Blndspot Academy

Recherchiere zum Thema

Worum geht es überhaupt?

Nimm die Suchmaschine deiner Wahl und gib das Thema ein. Variiere deine Abfrage, indem du andere Umschreibungen für dein Thema nimmst (Du kannst dafür z.B. auch einmal die Suchmaschine Openthesaurus ausprobieren). Welche Ergebnisse tauchen auf, welche Zusammenhänge kannst du feststellen? Gibt es vielleicht neue, andere Begriffe, die das Thema für dich greifbarer machen?

Brainstorming

Vermutlich hast du es schonmal ausprobiert. Brainstorming ist eine hervorragende Methode, mit Assoziationen zu spielen. Du brauchst ein Blatt Papier und einen Stift. Notiere dir alles, was dir zum Thema einfällt. Auch die abstrusesten Begriffe sind erlaubt. Der Zweck der Sache ist, dass über die freien Assoziationen innere Bilder entstehen können. Du hüpfst quasi wie beim Surfen von Wort zu Wort, ohne vorher zu wissen, welcher Begriff dir als nächstes einfällt. Wichtig ist, dass du hier deinen inneren Zensor abschaltest. Das kann am Anfang holprig und komisch sein. Aber es lohnt sich, und du lernst, außerhalb der gewöhnlichen Begriffe zu denken.

Gibt es schon Arbeiten zu dem Thema?

Dann wäre es müßig, dem Thema ein weiteres Bild hinzuzufügen, das bald in der Masse untergeht. Es sei denn, du erkennst, dass die bereits gemachten Fotos dem Thema nicht sonderlich gerecht werden und du hier einen wertvollen Beitrag leisten kannst, einen Aspekt auf die Bildfläche bringst, der bisher vernachlässigt wurde.

Mach‘ es anders

Whenever you find yourself on the side of the majority, it is time to pause and reflect. ~ Mark Twain

Ich weiß, es ist nicht leicht, sich nicht von anderen beeinflussen zu lassen. Bzw. ist es umgekehrt leicht, sich an dem zu orientieren, was es bereits gibt. Das birgt eine große Gefahr. Du bleibst in deiner Komfortzone und wagst nicht wirklich etwas neues, anderes. Aber genau das ist es, wodurch erst neue Bilder und Sichtweisen zum Thema entstehen können. Dass du dabei viel Ausschuss produzierst oder manchmal in einer Sackgasse landest, gehört übrigens dazu. Aber was eigentlich zählt, ist der Prozess und das Weitermachen, bis du deine eigene Stimme gefunden hast.

Klingt groß, aber was ich damit meine, ist, dass du schlussendlich mit einem zumindest sagen wir, anderem Bild oder einer Fotoserie herausgehst. Im besten Fall mit etwas ganz Besonderem.

Was willst du aussagen?

Abhängig davon, welcher Inhalt dein Bild (oder deine Bildstrecke) transportieren soll, solltest du dich auf die Gestaltungsmittel konzentrieren. Frage dich, mit welchen formalen Mitteln deine Message am besten transportiert wird. Frage dich auch, ob du auf einer stark inhaltlichen und konkreten Ebene arbeiten oder eher abstrakt und symbolisch bleiben willst.

Frage deinen Lieblingsfotografen …

Nimm dies im übertragenen Sinne (Vermutlich ist dein favorisierter Fotograf für dich nicht erreichbar, nicht mehr unter uns oder anderweitig abwesend). Überlege dir, wie er/ sie an das Thema ‚rangehen würde. Wie würde das Bild aussehen, wenn es ein Eliott Erwitt oder eine Imogen Cunningham, ein/e … gemacht hätte? Was wäre darauf zu sehen, und was nicht?

… oder besser nicht.

Ich habe mal ein Buch für angehende Buchautoren gelesen. Daraus habe ich einen ganz interessanten Hinweis entnommen. Manche Autoren lesen keine anderen Bücher aus ihrem Genre, um zu vermeiden, dass sie unterschwellig beeinflusst werden und so ihre eigene Stimme verfälschen. Auf jeden Fall eine Herangehensweise, über die es sich nachzudenken lohnt.

Konkret: Wie steht es denn nun mit dem Thema „Game Changers“?

Zuallererst: Das Thema ist mir in einem alten Art-Magazin als Überschrift ins Auge gesprungen. Ohne groß darüber nachzudenken, gab ich es in die Blndspot Academy, als Aufgabe für ein Bildthema. Einige wussten sofort etwas damit anzufangen, andere waren etwas ratlos und wussten mit dem Begriff zunächst nicht viel anzufangen.

Was also tun? Wenn ich so eine Aufgabe bekäme, würde ich erst einmal danach suchen, herausfinden, worum es sich dabei überhaupt handelt. In diesem Beispiel kann der Begriff ganz viele unterschiedliche Bedeutungen haben. Beispielsweise könnte es ein Fußballspiel sein, in dem es schon lange 0:0 steht, bis ein Spieler ausgewechselt wird, der das ganze Spiel wendet und gleich mehrere Tore schießt. Das ganze Spiel, die Dynamik ändert sich mit einem Schlag. Das Blatt wendet sich. Auf die Wirtschaft bezogen wird oft Netflix als Game Changer genannt, da sich durch die Einführung des Streamingdienstes die Sehgewohnheiten bzw. das Konsumverhalten der Nutzer geändert hat.

Generell könnte man sagen, dass ein Game Changer eine neue Situation erzeugt. Alles Mögliche wäre hier vorstellbar: Klimawandel, ein neuer Global Player, aber auch ein Mensch, der in eine bestehende Beziehung kommt und diese infrage stellt. Jemand, der auf die Tanzfläche tritt und damit alle Blicke auf sich zieht.

Das Ganze, du siehst es, lässt sich von der konkreten aber auch von der symbolischen abstrakten Seite angehen. (Viel weiter will ich hier gar nicht gehen, denn die Challenge läuft gerade erst an.)

Dies sind natürlich nur einige Anregungen dazu, wie du dich einem Thema nähern kannst. Manche funktionieren für die eine Aufgabe besser als für die andere. Vielleicht – wahrscheinlich sogar – habe ich einige Aspekte außer Acht gelassen. Wenn du dich schon mal mit der Themenfindung und der Bearbeitung eines Themas befasst hast, würde mich interessieren, welche Wege du da eingeschlagen hast – über einen Kommentar würde ich mich in jedem Fall freuen!

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