Als ich noch meinem 9-to-5-Job nachging, hatte ich mir zur Angewohnheit gemacht, in der Mittagspause zu fotografieren. Mein Arbeitsplatz lag in der Innenstadt, und so war es recht einfach, sich die Kamera zu schnappen und durch die Straßen zu ziehen.

Jedesmal, wenn ich mich danach wieder an meinen Schreibtisch setzte, hatte ich das Gefühl, von einer kleinen Entdeckungsreise zurückzukehren. Und ich konnte den nächsten Tag kaum erwarten, an dem ich in der Mittagspause wieder ‚rauskonnte.

Regen. Schirm.

Wenn du einen Schreibtischjob hast, ist das darüber hinaus eine optimale Möglichkeit, sich an der frischen Luft zu bewegen. Du bekommst den Kopf frei und kannst für eine halbe bis eine Stunde den Büroalltag komplett ausblenden. Indem du dich komplett auf die Fotografie konzentrierst, gewinnst du im Alltag eine neue Sicht auf die Dinge.

Du bist nicht länger einfach nur Konsument, ein arbeitender Bürger, der in der Pause shoppen oder essen geht. Vielmehr ändert sich deine Rolle, du wirst zum Beobachter des regen und geschäftigen Treibens in den Fußgängerzonen und den Einkaufspassagen.

Es hat auch einen Hauch von urbaner Exploration, denn du wirst irgendwann nicht nur auf den ausgetretenen Pfaden wandeln, sondern auch andere Wege gehen – Parkhäuser, Treppenhäuser, Hintereingänge – all dies sind Orte oder besser Nichtorte, die man normalerweise visuell komplett ignoriert, die du nun neu entdecken kannst, und die dir andere Perspektiven bieten.

In mir kitzelte es jedesmal ein wenig, wenn ich mich mit der Kamera aus dem Büro auf Tour machte (und schließlich bewegte es etwas in mir, was für mich eine entscheidende Wende bedeutete, da ich meinen geregelten Job letztlich aufgab. Doch das nur am Rande.).

Komfortzonen - Straßenfotografie

Während andere essen, shoppen, konsumieren oder umhereilen, bist du auf kreativen Pfaden unterwegs, und das kann eine sehr wertvolle Erfahrung sein.

Was hält dich also noch davon ab, in deiner nächsten Mittagspause loszuziehen, wenn du doch sowieso deine Kamera immer dabei hast?

Wenn du Geschmack an den neuen Erfahrungen gewonnen hast, mach ein Projekt draus. Nenne es „Lunchbreakphotos“ und lade jeden Tag das beste davon z.B. auf Flickr hoch. Oder mache eine Ausstellung von den Mittagspausenbildern. Wenn du nicht alleine losziehen willst, kannst du auch an einem Street at Lunchtime Workshop teilnehmen, oder einen ähnlichen Fotowalk organisieren.

Also: Zeige anderen, was du gesehen hast, während sie „nur“ ihre Pause machten.