Zu diesem Projekt gibt es einen Bildband. Über 90 Porträts auf über 100 Seiten, 21*21cm groß mit Softcover, handsigniert und nummeriert.
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Blick ins Buch:


Das Projekt fand vom 22.-24.04.2020 in den Räumen der Norder147 statt.

Pressetext / Über das Projekt

Tilman Köneke konzentriert sich in seiner fotografischen Arbeit hauptsächlich auf Studioporträts und Streetfotografie. In Zeiten der Pandemie will er herausfinden, wie sich die beiden Genres kombinieren lassen, während sowohl die soziale als auch die physische Distanz gewahrt bleibt. Social Distance Photo Booth ist ein künstlerischer Ansatz, diese Frage zu bearbeiten. Er porträtiert Menschen auf der Straße „von innen nach außen“, durch eine Glastür.

Press info / About the project

The work of photographer Tilman Köneke focuses on studio portraits and street photography. In days of The Pandemic, he found himself asking how he could combine these two, and at the same time keep both a social and physical distance. Social Distance Photo Booth is an artistic approach to solve this issue.


Statements der Teilnehmenden

Social Distance Photo Booth – was soll man sich darunter vorstellen???
Gehe hin und finde es einfach raus, dachte ich mir und auf einmal war ich ein Teil eines Projektes, was es so wahrscheinlich noch nicht gab und es auch nicht mehr geben wird.
Das ist Fotografie.

~ Mr. Quischy

Es ist ein Irrtum zu glauben, das Leben wäre immer planbar. Das wird mir gerade in dieser Zeit besonders bewusst.

~ Torge

Vor der Kamera zu stehen ist, zu Beginn, ein ähnliches Gefühl wie soziale Distanz bewahren zu müssen. Genau wie die aktuelle Situation steht etwas zwischen mir und meinem Gegenüber, was mein Verhalten beeinflusst. Man ist verunsichert und weiß nicht ganz, wie man sich benehmen soll. Die Situation ist fremd und ungewohnt. Bis meine Aufmerksamkeit wieder von den Umständen weg, hin zu meinem Gegenüber wandert. Hin zum Vertrauten. Hin zum sozialen Miteinander.

~ Mio

Der zyklische Alltag kommt ins Wanken. Eine einzigartige Chance sich mit der Frage zu beschäftigen, ob der selbstgewählte und selbstorganisierte Zyklus gewollt ist oder sich nur so entwickelt hat. Mich persönlich interessiert das, was ich noch nicht kenne. Speziell das, was ich noch nicht gehört habe. Damit meine ich Musik, Geräusch und Klang. Aber im Grunde genommen ist das auf alle Bereiche zu übertragen. Musik und Klang gibt es nicht ohne Zyklus, auch das Universum nicht. Es muss also etwas dran sein, dass sich Dinge wiederholen.

~ Roald

Neben den wirklich schlimmen Existenzängsten der Anfangszeit der zweiten Märzhälfte beunruhigt mich selbst zunehmend das Mediengemachte. Ich bin relativ schnell dazu übergegangen, mich aus den manipulativen Medien herauszuhalten. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wem er vertraut, und ich finde es erschreckend, wie verantwortungslos Medienmacher und Verschwörungstheoretiker mit vermeintlich spektakulären Nachrichten umgehen, oder wie sie mit Ihrer beispiellosen Inkompetenz persönliche Meinungen populistisch zu Fakten hochstilisieren.
Umso wichtiger und schöner fand ich deine Aktion. Ein einfaches Statement. HIER BIN ICH. Und ich glaube, dass genau das auch aus dieser Zeit übrigbleibt. Das Bewusstsein, wie distanziert es sein kann und wie wichtig und wertvoll, jedenfalls für mich, auch die unbeschwerte Nähe zu anderen Menschen ist.

~ Jörg

Mir ist in dieser Zeit die Bedeutung des gemeinsamen öffentlichen Raumes in der Stadt nochmal ganz neu und anders bewusst geworden. Da ich mich gerade jetzt in Zeiten der Pandemie viel mit Menschen in anderen Teilen der Welt austausche – in Afghanistan, Afrika, Italien und anderswo – weiß ich, wie fragil und kostbar die Freiheit ist, nach draußen zu gehen. Anderswo mussten Menschen über Wochen nahezu ganz darauf verzichten. Für uns gab es keine Ausgangssperre. Das erlebe ich als eine große Freiheit, aber auch Verantwortung. Freiheit braucht ja zugleich Umsicht – das meint mehr als Vorsicht oder Rücksicht. Ich verbinde damit das Schauen und auch die konstruktive Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen und Richtungen.

Es gehört zu meinem Alltag, dass ich jeden Tag sehr viel zu Fuß gehe, weil ich dabei eine besondere Freiheit des Denkens erlebe, immer wieder spannende Neuentdeckungen machen kann und so schon viele Zufallsbegegnungen erlebt habe. Eben in dieser Mehrdimensionalität, die ich auf dem Fahrrad weniger erfahre.

Alles das habe ich während der Krise mit sehr viel größerer Intensität erlebt – als eine Freiheit in der Begrenzung. Und ich frage mich seither zugleich intensiver: Was bedeutet das für die Stadtplanung und Mobilität, für die Verantwortung, die Menschen tragen, um den öffentlichen Raum gemeinsam zu beleben, für die Konflikte und Spannungen, die dabei entstehen können?

Social Distance Photo Booth nehme ich da als einen künstlerischen Ansatz wahr, der für mich genau diese Spannung zwischen Drinnen und Draußen, zwischen der individuellen Haltung der Einzelnen im gemeinsamen öffentlichen Raum – der Straße – und dem Innenraum aufnimmt. Der ein Spiel mit Perspektiven öffnet und (das wiederum finde ich als „Alltagsgeherin“ besonders spannend) die Erfahrung der Bewegung und des Innehaltens im Vorbeigehen thematisiert.

Es war echt ein Zufall, dass ich gerade das Buch „Das Glück des Gehens“ bei der Ossietzky-Buchhandlung abgeholt und deshalb in der Tasche hatte. Ich lese einfach gern und viel, was mir an Essays und Veröffentlichungen zum Thema „Gehen/Flanieren“ so alles begegnet. Deshalb wurde das Buch bei dem Foto dann spontan sowas wie ein Kommentar oder Statement: Ich stehe hier auf der Straße, weil ich gerade im Gehen, in der Bewegung im öffentlichen Raum, eine kostbare Freiheit für mich und andere erlebe, die Umsicht fordert und Umsicht schenkt.

~ Susanne

Als Brillenträger ist seit der Maskenpflicht meine Sicht getrübt.

~ Lukas

Ich bin am »Social Distance Photo Booth« vorbei gekommen, weil ich gerade auf dem Weg in die Sonne war. Und mit Hut und Sonnenbrillen im Gepäck, habe ich mich deshalb obenrum maskiert präsentiert. Viele von uns bedecken regelmäßig ganz freiwillig Teile unseres Gesichts um eigenen Schutz. Wenn wir Teile unseres Gesichts zum Schutz anderer bedecken müssen, sperren sich viele. Die Pandemiezeit löst in mir widersprüchliche Gefühle aus. Ich erlebe viel Solidarität und sehe vielen wundervolle Ideen. Gleichzeitig werden die massiven Probleme unserer Gesellschaftsstruktur in der Krise wie durch ein Brennglas sichtbar. Wir entscheiden wie wir damit umgehen werden. Wir legen die Richtung dafür, wie die Welt nach oder mit Corona aussehen wird. Forderungen, die nur einige privilegieren und viele diskriminieren, sind dabei für mich kein Ausweg aus der Krise, sondern ein Teil des Problems. Wenn aus der Krise tatsächlich etwas Besseres entstehen soll, müssen wir die Strukturen hinterfragen, die wir durch unser Verhalten selbst mit aufrechterhalten. Wir haben jetzt die Chance, notwendige Veränderungen voranzubringen. Das erfordert aber, dass wir unsere Gewohnheiten hinterfragen.

~ Katrine
7 Responses
  1. Eike

    Hallo Tilman – du hast für mich Flensburgs Norderstrasse – in Corona-Zeiten -.ganz genau „getroffen und eingefangen“ – super !

  2. was für eine Wucht dieses Fotoshooting mit den Statements hat ist erstaunlich… gebaut aus einer wagen Idee mit all diesen Menschen die sich bewusst entschieden haben zu sein. Leise, gewaltfrei und intelligent. Ich bin froh darüber zu sehen wie viel Bewusstsein in den leisen Tönen steckt.

    1. Herzlichen Dank, Jörg! Es war wirklich eine wage Idee und ein Ergebnis in dem eigentlichen Sinne hatte ich gar nicht erwartet. Mich haben die drei Tage dort auch nachhaltig beeindruckt.
      Gruß, Tilman