Portraits mit Lens Turbo und 50mm f/1,4 Nikkor.

Mag sein, dass ich mit Normalbrennweiten großgeworden bin und mich deshalb damit so wohlfühle. Damals, Mitte der 90er, erfüllte ich mir einen lang gehegten Traum und kaufte mir von geliehenem Geld eine Nikon F3 mit einem 50mm f/1,4 Nikkor. Ich dachte, ich würde damit bessere Fotos machen (…) und überhaupt wäre eine F3 ja viel cooler als eine Canon A-1, die ich vorher hatte. Klar, heute weiß ich es besser, und mit der Canon habe ich eigentlich mehr und auch teilweise bessere Bilder gemacht. Nun denn, egal.

50mm f/1,4 Nikkor AI
50mm f/1,4 Nikkor AI

Die F3 hatte ich dann irgendwann mal verliehen, und sie ist so über Jahre komplett aus meinem Blickfeld und Gedächtnis verschwunden. Vor 2 Wochen kam sie wieder zurück, sie war zwischendurch in Island, Tel Aviv, Istanbul und sonst noch wo. Und sie und das 50er hatten alles überstanden, was mich nicht weiter verwunderte, ist das Ganze doch robust wie ein Panzer.

Das 50mm f/1,4 Nikkor AI hat keinen so außergewöhnlich guten Ruf, zumindest habe ich es so in diversen Reviews gelesen/ gesehen. Aber ich glaube, es kommt ganz darauf an, was man damit fotografieren will. Für technische Aufnahmen ist es vielleicht nicht sehr geeignet, aber das würde ich auch mit einem anderen Objektiv machen.

Das 50mm auf Turbo

Weil ich das 50er an einen sogenannten Lens Turbo anschließen kann, ist das doppelt reizvoll. Am Crop-Sensor habe ich den Bildwinkel eines Standard-Objektivs – und zusätzlich eine Blendenöffnung „mehr“. Es ist ein wenig wie „nachhause kommen“, ich mag diesen etwas unspektakulären Bildwinkel, der demjenigen unseres Auges entspricht. Besonders reizvoll finde ich, damit Portraits zu machen. So sind diese Bilder bei Offenblende entstanden, einfach um mal zu schauen, ob ich den manuellen Fokus noch hinbekomme. Mit Focus Peaking und „Sucherlupe“ ist das aber absolut kein Problem – dennoch war ich selbst darüber erstaunt.

Die Versuchung ist groß, es erst einmal als „Immer-drauf“-Linse zu verwenden, so habe ich es in meinem aktuellen Schulprojekt ausschließlich draufgehabt und tolle Ergebnisse erzielt (gut, ich hatte dort auch genug Platz).

Wie auch immer. Eine Standardbrennweite ist recht universell einsetzbar. Klar, für weite Landschaftsaufnahmen musst du tricksen, und für Weitwinkelportraits benutze ich auch ein 24er. Aber hey – als Bonus liefert das 50mm f/1,4 Nikkor auch noch ein schickes Bokeh. Natürlich nur, wenn man das möchte.

6 Responses
  1. Ich fotografiere auch mit einer Kamera mit APSC-Sensor und komme mit den 50ern erstaunlich gut klar. Ab und an darf auch mal ein 30er oder 135er verwendet werden, manchmal vermisse ich ein 85er. Ich mag es auch ohne Turbo, was aber daran liegen kann, dass „ich auf Crop gelernt habe“.
    Schön, dass das Objektiv nach so einer Reise wieder bei dir gelandet ist. Schade, dass es das, was es gesehen hat, nicht wiedergeben kann.
    LG
    Michael

    1. Tilman

      Ja, den Lens Turbo habe ich hauptsächlich deshalb, weil mir das 135er am Crop zu lang ist. Dass es darüber hinaus auch eine Ausrüstung mit lediglich 3 Optiken so wunderbar aufrüstet, ist natürlich ein prima Nebeneffekt…
      Gruß
      Tilman

  2. […] Neulich schrieb ich über den Zhongyi Lens Turbo II, dass er sich hervorragend in mein aktuelles Setup einfügt und eine äußerst sinn- und wertvolle Erweiterung darstellt. So wird aus dem 24mm-Objektiv am Cropsensor eben genau wieder das, was man möchte – ein schönes weites Weitwinkelobjektiv. Und das 50mm bleibt eine Standardbrennweite. Mit dem Bonus einer ganzen Belichtungsstufe. Gestern war ich jedoch kurz davor, meine Lobeshmynen auf den Lens Turbo zu revidieren. Für das aktuelle Projekt mit Geflüchteten und Schulkindern setzte ich eben diese Kombination (Lens Turbo und 50mm f/1,4) ein und stellte dann fest, dass es im Unendlichkeitsbereich nicht (nicht mehr?) fokussierte. Ich fragte mich, ob das schon immer so gewesen sei, hatte aber schnell mein altes Objektiv im Verdacht (über 35 Jahre auf dem Buckel…). Dies konnte ich aber nach einigen Vergleichstest wiederum ausschließen. […]