„Knartsch“ und „Flups“ oder: Vor dem Flow kommt das Schwimmen

Es lohnt sich, seine eigenen Tools zu kennen. Sage ich ja immer wieder. Und wissen, wo der Mehrfachbelichtungshebel sitzt, den ich sonst nie und nimmer benutze.

Neulich habe ich ihn erfolgreich benutzt, wenn auch unwissentlich. Gerne mogeln sich immer dann die nie genutzten Kamera-Features genau dann ins Spiel, wenn es gerade nicht passt.

Analogkneipe Flensburg
Eine Gemeinschaftsproduktion.

Aber ich fange mal vorne an – es war nach längerer Pause mal wieder Zeit für eine Analogkneipe. Mein Plan war es, Headshots zu machen. Meine Bronica SQ-B mitzunehmen, den Blitz anzuschließen und zu schauen, ob es auch auf Film funktioniert. Ohne digitales Polaroid, mit dem ich sehen würde, ob die Belichtung passt, aber mit Blitzbelichtungsmesser, den der gute Michael mitbringen sollte

Dabei hatte ich außerdem 2 uralte Fuji-Farbnegativfilme, seit Jahrzehnten abgelaufen.

Das erste Debakel hatte ich schon beim Filmeinlegen: Es fühlte sich seltsam an („knartschig“), machte nach Ansetzen der Kassette und Filmtransportbewegungen ein „Flups“.

Das Zählwerk stand – irgendwo vor Eins.

Nachdem ich das in einem dunklen Raum überprüft hatte, war klar, dass die Klebefläche zwischen Film und Papier (es handelte sich um einen sog. Rollfilm, für alle Uneingeweihten) porös bzw. nicht mehr vorhanden war. Dasselbe beim zweiten Film aus der Charge. Wollte ich mein Vorhaben aufgeben? Ehrlich gesagt: Ich war kurz davor. Aber die Analogkneipe ist ein schönes kooperatives Feld, in dem es um Weiterentwicklung und Unterstützung geht. Kurzum: Peter reichte mir einen Ilford, begleitet von den Worten: „Ich kann den morgen entwickeln und scannen“ – was er auch tat.

Film eingelegt, Setup aufgebaut, Licht gemessen. Wir machten abwechselnd Bilder, nach dem sechsten jedoch fiel mir auf, dass die Kamera nicht transportierte.

Das Zählwerk stand auf – Eins.

Rätselraten, bis jemand etwas von Mehrfachbelichtungshebel sagte. Klar. Was sonst. Ich hatte zum Testen des Blitzes an der Kamera an zwei Hebeln gespielt. Und den einen nicht wieder zurückgestellt. Also hatten wir nun auf dem ersten Bild sechs Headshots übereinander.

Alles gut. So ziemlich.

Erstaunlich zu sehen, dass das Filmmaterial auch eine 6-fach-Belichtung kompensiert. Digital wäre so etwas nicht ohne weiteres gegangen.

Erstaunlich auch, wie scharf und detailreich das Zenzanon abbildet. Benutzt haben wir einen normalen Ilford FP4, der anschließend in normalem ID11 gebadet und mit einem älteren Mittelklassescanner digitalisiert (und nicht weiter geschärft) wurde.

Fazit: Kenne deine Kamera so gut wie dich selbst (oder besser: besser als dich selbst). Und nimm das Material, das dir vertraut ist. Aber manchmal ist es ganz gut, so ins Schwimmen zu geraten – in einem kollegialen Umfeld wie der Analogkneipe kannst du davon nur lernen.

Neugierig?

Die nächste Analogkneipe gibt es am Samstag, den 14. Dezember 2019 um 15:00 (als Analogcafé). Sehen wir uns?