Anfänglich – also ca. 2016, als ich meine erste Fuji X-T1 kaufte – dachte ich, Filmsimulationen seien etwas für Knipser. Die Frage, ob ich Raw oder Jpeg fotografieren sollte, stellte sich mir nicht. „Richtige“ Fotografen fotografieren eben ausschließlich Raw (das war zu der Zeit, als ich viele Videos von Jared Polin schaute ;-)). Oder?
Dass diese Presets, also die Simulationen von klassischen Fujifilmen, aber ihre Berechtigung haben, und darüber hinaus ganz mächtige Werkzeuge sein können, wurde mir erst später klar. Vielleicht hilft dir dieser Beitrag ein wenig bei der Entscheidung, ob du Raw oder Jpeg fotografieren solltest.
Warum JPEG und nicht RAW?
Wie gesagt: Möglicherweise spielt Fuji da eine Sonderrolle. Es scheint naheliegend, den Look der analogen Filme auch als Simulationen in die Entwicklung der Kamera einzubauen.
Es scheint wie ein Mix aus beiden Welten: Digital zu fotografieren, aber im Hinterkopf hast du bereits einen bestimmten Look. Ähnlich ist es, wenn du einen Film eingelegt hast, und dich entscheidest, ob du Schwarzweiß oder Farbe fotografierst. Je nachdem, welchen Film du benutzt, entscheidest du dich auch für einen bestimmten Look (körnig, kontrastreich, bunt, weniger gesättigte Farben).
Der Look der Bilder aus der Kamera ist oft schon so gut, dass es einfach praktisch ist, sie direkt zu verwenden. Ich habe mich bei bestimmten Situationen ehrlich gesagt schon häufiger gefragt, wie ich einen bestimmten Bildlook in Darktable nachbauen kann und viel Zeit darauf verwendet. Und bin dabei doch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen. Glücklicherweise machen es die Fujis einem leicht, denn ich muss mich nicht zwischen Raw oder Jpeg entscheiden, sondern kann beides parallel nehmen.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Ausschließlich in Jpeg zu fotografieren wäre vor allem im Job-Kontext nicht sinnvoll. Aber es hilft dabei, einen Look vorherzusehen, seinen eigenen Bildlook zu finden. Vor dem Auslösen zu überlegen: Welcher Kontrast, welche Farbigkeit etc. passen zu meinem Bild? (Und evtl. kann ich das Jpeg-Format ja doch gleich verwenden?)
Neuer (besser: anderer) Approach?
Es gibt unterschiedliche Strategien, die Bilddateien auf die Speicherkarte(n) schreiben zu lassen. Eine populäre ist, Raw und Jpeg parallel zu fotografieren. Bis jetzt habe ich Auftragsarbeiten eigentlich nur im Rohformat fotografiert, aber je mehr ich in die Fuji-X-Filmsimulationen eintauche, umso reizvoller erscheint mir der Gedanke, das Jpeg-Fine-Format als primäre Datei zu verwenden (und das Raw-File nur als Backup für alle Fälle). Ganz ehrlich: Meine Festplatten sind voller Rohdateien, und ich habe den Verdacht, dass ich nur einen Bruchteil davon je noch einmal wieder brauchen werde.
Dass eine Kamera nicht einfach schlecht oder weniger gut wird, wenn es schon 2 neue Iterationen gibt, sollte klar sein.
Vor allem hat mich Kevin Mullins – Street- und Hochzeitsfotograf aus Wales – dazu inspiriert, es einmal ausschließlich mit Jpeg only zu probieren. Seine untenstehenden Einstellungen habe ich zum Ausprobieren direkt in meine X-T1 und X-T2 übertragen.
Auch Eivind Rohne aus Norwegen hat seine Erfahrungen mit der Fuji X-T1 ausführlich dokumentiert und in einem Chart dargestellt.
Raw oder Jpeg – die ewige Frage …
… auf die es vermutlich keine offensichtliche und einzige Antwort gibt. Wie hältst du es mit der Verwendung von In Camera Presets wie denen von Fuji? Nutzt du sie als Vorschaubild, oder fotografierst du ausschließlich Raw? Vielleicht gehst du ja auch den umgekehrten Weg und bist komplett auf Jpeg umgestiegen? Ich bin neugierig!
Diese Kombination habe ich benutzt
Meine Go-To-Variante für Street ist momentan wieder die Fuji X-T1 mit dem Fujinon 23mm f/2. Wetterbeständig und leicht.
- Kamera: Fujifilm Fuji X-T1
- Objektiv: Fujifilm Fujinon XF 23mm F2 R WR
Moin Tilman, schöner Artikel. Also ich habe Anfangs auch immer Raw und JPEG fotografiert. Allerdings hat es mich schnell genervt alles doppelt zu haben. Ich wusste einfach nicht wie ich die Fotos am besten in Ordnern verstaue. Dann hatte ich eine Zeit nur JPEG fotografiert und dann gerade bei Nachtaufnahmen vergessen umzustellen. Dann habe ich mich geärgert, nicht mehr viel in der Bearbeitung machen zu können. Jetzt, seitdem man Raw mit Filmsimulation fotografieren kann, gibt es nur noch Raw. Vereinzelte Fotos werden dann einfach in der Kamera zum JPEG umgewandelt. So kann ich mir dann einfach Tage nehmen, wo ich nur SW fotografiere und stelle einfach den Acros ein. Dann habe ich aber trotzdem noch die Farbmöglichkeit in der Nachbearbeitung. Damit fahre ich ganz gut.
Hallo David,
danke dir – auch eine gute Herangehensweise. Bei mir ist offensichtlich gerade umgedreht ;-). Jetzt arbeite ich mit Raw und Jpeg parallel, aber freunde mich im „privaten“ Sektor aber mit den überaus interessanten Filmsimulationen und ihren Parametern an. D.h. ich werde in der näheren Zukunft nur in Jpeg fotografieren. Raw gibt es auch bei mir, aber wenn, dann als Backup ;-).
Lieben Gruß
Tilman
Moin Tilman
Dannke für den schönen Artikel. Ich nutze privat fast nur noch JPEG. Ich sehe die Ergebnisse und will gar nicht viel mehr anpassen. Zeit und Platz gespart. Für Aufträge nutze ich beides. JPEG + RAW. Ich sehe nur sw und kann auch Bilder danach zur Verfügung stellen.
Zudem sind die Acros Filmsimulationen wirklich klasse. Zudem kann ich die JPEGs schnell auf das IPad oder Smartphone übertragen und publizieren. Liegen dann auch in der Cloud. Für mich viele Vorteile. Auch in Bezug zur RAW Aufnahme. Ich muss nicht mehr viel arbeiten, da ich entsprechend belichte und sehe was für ein Bild entsteht.
Hi Markus,
danke auch dir für deine Gedanken dazu! Bei mir ist es ganz ähnlich, beruflich hauptsächlich Jpeg, und im Zweifel kann ich dann noch mal die Raw-Datei anfassen, wenn etwas aus dem Ruder läuft :-).
Besten Gruß
Tilman
[…] Jpg out of cam […]
Hallo Tilman! Ich spreche nur ein paar Wörter Deutsch, deshalb habe ich Google Translate verwendet. Ich hoffe das macht Sinn für dich!
Dies ist ein großartiger Blog-Beitrag. Ich fotografiere RAW + JPEG, benutze aber meistens kein RAW, es sei denn, das Licht ist sehr schwierig. Ich habe bisher nur Fuji-Digitalkameras verwendet, weiß also nicht, ob die Fuji-JPEGs besonders gut sind. Ich liebe es, meine eigenen JPEG-Rezepte für meine Kameras zu machen. Haben Sie sich die FujiXweekly-Website angesehen? Der Besitzer hat viele Filmsimulationen für seine Fuji-Kameras entwickelt und diese geteilt.
Die besten Wünsche!
Helen
Hallo Helen,
vielen Dank für deinen Beitrag! Ja, ich habe den Eindruck dass die Fuji-JPEGs besonders hochwertig sind – das siehst du schon an der Dateigröße. Ich experimentiere auch sehr gerne mit den unterschiedlichen Settings zur Filmsimulation. Danke auch für die FujiXweekly-Seite!
Liebe Grüße und alles Gute
Tilman
Hallo, für JPG viel weniger Zeit für die Entwicklung der Fotos.
Seit 2022 fotografiere ich in JPG mit Fujifilm-X-Trans-Sensor + Filmsimulationen.
Eine neue andere Erfahrung, die viel spass macht. Grüsse Jens.
Hallo Jens,
ich habe festgestellt, dass beides seine Vor- und Nachteile hat. Seit ich von Fuji zu Canon gewechselt bin, arbeite ich wieder ausschließlich mit RAW.
Beste Grüße
Tilman
Mit meinen Fujis habe ich bisher immer RAW+JPG aufgenommen. RAW aber eigentlich nur als Backup und falls ich mal eine falsche oder schlechte JPG-Voreinstellung benutzt habe. Das kann man ja durch in-camera-Entwicklung mit neuen Einstellungen leicht korrigieren. Ansonsten benutze ich nach 10 Jahren nur-RAW mit diversen Kameras das nicht mehr. Die Nachbearbeitung geht so eher gegen Null.
Gruß
Jochen
Ja, spannend. Nachdem ich von Fuji zu Canon gewechselt bin, mache ich wieder ausschließlich RAW. Aber bei der letzten Hochzeit, die ich geknipst habe (2021, noch mit Fuji), war ich froh, dass die Bilder direkt aus der Kamera umgehend fertig waren.
Ansonsten mag ich es tatsächlich wieder, mich der Nachbearbeitung hinzugeben :-D.
Beste Grüße
Tilman