Pünktlich kurz vor 10 stand ich mit acht weiteren Teilnehmern in der Küche der Viewfindervilla. Die Stimmen von Chris Marquardt und Boris Nienke kannte ich nun schon seit über anderthalb Jahren, und jetzt hatte ich die beiden leibhaftig vor mir. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es los.
Wir steckten die Grundpfeiler ab, um die es beim Fotografieren von Menschen geht. Das am Flipchart von Chris Skizzierte wurde umgehend in Zweier- und Dreiergruppen geübt, so dass die Theorie gleich in Auge und Hand überging.
Nach den Übungen wurden die Bilder besprochen. Jeder Teilnehmer wählte pro Übung eins seiner Bilder aus, wodurch eine weitere wichtige Fähigkeit in den Fokus rückte: sich für ein einziges Bild zu entscheiden, auch wenn es mehrere gleichwertig gute Bilder gibt.
Viele Kleineaugenöffner
Sehr hilfreich waren die vielen Perspektivwechsel – jede/r war auch immer wieder mal vor der Kamera und erhielt so wertvolle Erkenntnise darüber, wie sich das Modell fühlt, wenn der eigene Schutzschild hochfährt, wie sich Ungeduld und Unsicherheiten ausbreiten, und wie man diesem mit Kommunikation begegnen kann. Oder, um es mit den Worten von Chris Marquardt zu sagen, wie man das „Machtgefälle“ wieder nivelliert.
Am Ende des ersten Tages wurde schließlich noch eine Workshop-Folge Happy Shooting aufgenommen.
Erkenntnisse vom ersten Tag: Manuelles Fokussieren ist immer eine kleine Herausforderung. Mit einiger Übung gibt es einem jedoch meiner Meinung nach mehr Kontrolle über das Bild.
Schon während der ersten Sessions hatte ich mehrere kleine Aha-Momente. Dinge, die ich gerne vernachlässigt hatte, gewannen wieder an Bedeutung. Zum Beispiel der Weißabgleich.
Kalibrierte Handfläche
„Wer kommt mit zu Boris zum Blitzen und wer macht bei mir mit und lernt Advanced Available Light?“ Schwere Frage, hatte ich doch meinen Yongnuo samt Trigger dabei. Ich hatte schon vor, meine Strobisten-Fähigkeiten zu erweitern, doch dann schwenkte ich kurzerhand auf die Arbeit mit vorhandenem Licht um. Was mir die Augen abermals öffnete, spielten wir doch mit Graukarten und und Histogrammen herum. Tipp: Wenn du keine Graukarte hast, nimm deine Handfläche. Die bleibt über das Jahr immer gleich und muss nur einmal vorher kalibriert werden. Auch für den Weißabgleich ist die Graukarte eine sehr wertvolle Hilfe.
Hat man diese beiden Tools – Belichtung und Weißabgleich – im Griff, ist ein wichtiges Fundament gerade im Bezug auf die natürliche Wiedergabe von Hauttönen geschaffen.
Der intensive und mit wertvollen Informationen vollgepackte „Mensch“-Workshop fand mit der Erstellung eines Gruppenbilds seinen Abschluss. Selbstauslöser, Intervallometer, anschließende Bearbeitung in Lightroom. Auch hier gab es nochmal ein paar Skills zum Mitnehmen.
Danke an Boris, Chris und Monika und an die sehr sympathische Teilnehmerrunde. Bemerkenswert: die sichtbaren Steigerungen der Qualität aller Bilder von Session zu Session. Sehr betonen möchte ich außerdem das sehr kollegiale, ehrliche Miteinander und die von Beginn an lockere Atmosphäre.
Abschlussfrage: Wie belichte ich einen Ärztekongress vor weißer Wand richtig? Indem ich eine Graukarte zuhilfe nehme. Ebenso den schwarzen Kater im Kohlenkeller.
Und das 40mm? Ganz ehrlich: Mit der Fuji X-T1 und dem kleinen 40mm-Glas kam ich mir zuerst etwas exotisch vor, aber dazu gab es eigentlich keinen Anlass. Das 40er ist ein schönes Porträt-Objektiv, wenn man ein paar Dinge beachtet (hierzu eventuell an anderer Stelle mal mehr). Oh, und die X-T1 hat anscheinend kein RGB-Histogramm. Jedenfalls konnte ich keins finden. Ich werde sie dennoch weiterhin eifrig nutzen.
Toller Beitrag, Danke!
[…] Angeregt durch den Catchlight-Finder, den ich beim letztjährigen Viewfindervilla-Workshop kennenlernen durfte, fielen mir meine alten Diarahmen in die Hände und entkamen so kurzerhand […]