Das obige Zitat stammt von Andreas Herzau. Genau darüber habe ich nachgedacht, als ich heute Vormittag für ein paar Stunden duch die Innenstadt zog. Ein paar Ergebnisse sind hier zu sehen.
Über Andreas Herzau und seine Einstellung zum Begriff Streetfotografie werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas schreiben. Wer sich schonmal einstimmen möchte, dem seien diese beiden Links empfohlen:
„Streetphotography gibt es nicht“ (auf Streetcast.fm)
Ja, was ist Sie denn, die Strassenfotografie?
Jedes Deiner Bilder erzählt eine Geschichte und wirft Fragen auf, ohne dass man Personen erkennen kann. Das ist eine grosse Kunst und erfordert neben dem fotografischen Können vor allen Dingen Beobachtungsgabe und Verständnis für Zusammenhänge. Zum Beispiel bei dem Bild mit den zwei Schaufensterpuppen baut sich eine Spannung auf und werden Fragen gestellt, die den Betrachter allein lassen. Warum ist die Scheibe kaputt gegangen z.B.? Das ist schon ziemlich diffizil und erfordert vom Fotografen und vom Betrachter schon die Fähigkeit, versteckte Inhalte und Aussagen zu erkennen. Strassenfotografie hat für mich vor allen Dingen was mit Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung. Ich muss bereit sein, mich zu hinterfragen, Selbstkritik zu üben, was absolut Neues zu lernen und über meinen Schatten springen. Und mich mit menschlichen Eigenschaften auseinanderzusetzen. Und erst dann kommt die Frage, wie ich das fotografisch umsetzen kann. Ohne das kann man keine guten Strassenbilder machen, glaube ich.
Hi Michael,
es sind ja ganz bewusst schon ein paar Leute zu erkennen. Für mich war dieser Vormittag auch eine Übung darin, wieder „in die Zone hineinzukommen“, sich bewusst treiben zu lassen, sich zu trauen und nicht lange nachzudenken. Auf das zu achten, was zu sehen ist, und nichts zu interpretieren. Interessanterweise habe ich z.B. erst beim Durchsehen der Bilder bemerkt, dass die Frau im Gang auf das Graffiti schaut. Es sind sicher keine perfekten Streetfotos, aber sie dokumentieren auf eine gewisse Art meinen eigenen Prozess.
Das was der Betrachter darin sieht und was es für ihn bedeutet, kann bei jemand anders und wahrscheinlich auch beim Fotografen ganz anders sein. Ich finde, gerade das macht die Strassenbilder spannend, sofern sie wirklich dokumentarisch sind.
Sehe ich auch so. Es gibt da nicht nur „die eine wahre“ Lesart des Bildes. Jedenfalls nicht ausschließlich.
Und dann kommt noch dazu, dass Bilder ja auch mit dem Kulturkreis zu tun haben, in dem man daheim ist. Ich finde es höchst bemerkenswert und sehr traurig, dass in so internationalen Bilderforen wie flickr mittlerweilen ein totaler Einheitsbrei an Stil zu finden ist. Da wird „indische Strasse“ so fotografiert, wie sich der typische Europäer eben „indische Strasse“ vorstellt. 🙁 Alles andere findet man gar nicht.
Das ist einerseits traurig, aber natürlich auch eine Chance, selber neue Sichtweisen zu etablieren, um die Klischees zu entlarven…
Ja, das ist die Crux an der Sache. Geht man eigene Wege und macht das, was einem am Herzen liegt, kann man ziemlich sicher sein, dass es den Meisten nicht gefällt. Darüber sich bewusst hinwegzusetzen, ist gar nicht so einfach. Ich glaube, die allermeisten Amateure wollen einfach nur „irgendwie“ dazugehören und nichts Neues schaffen. Das ist ja auch nicht weiter schlimm.. Obwohl auch hier den Meisten der Widerspruch, in den sie sich da verwickeln, schon bewusst ist, meine Person eingeschlossen…..
Guter Punkt – „dazugehören wollen“ vs. „etwas Neues schaffen“. Das ist durchaus ein Fass, das man öffnen kann. Habe dazu gerade einen Artikel in Arbeit, als Antwort oder Erläuterung zu Andreas Herzau. Kommt in den nächsten Tagen… 😉
[…] “Street is a state of mind” – so stand es mal in meinem Anorak auf dem Innenfutter. Wie passend! Sagte doch Andreas Herzau vor geraumer Zeit, dass es Streetfotografie nicht gibt. […]