„Getting to work, doing the work and revisiting the work as often as possible. Hitting that shutter.“ (Eileen Rafferty)
Eigentlich ist dem nichts hinzuzufügen, aber es ist wichtig, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass auch Tage, die scheinbar unproduktiv sind, unendlich viel Potential innehaben. Es gibt selbst in der unmittelbaren Umgebung unglaublich viel zu entdecken. Das einzige, was es dazu braucht, sind eine Portion Neugier und – ganz wichtig – Rituale. Je stärker sich Rituale etablieren, umso mehr gewöhnt man sich daran, regelmäßig hinauszugehen und (zu fotografieren/ laufen/ malen/ programmieren/ schreiben – was immer deine Passion ausmacht).
Ich versuche jeden Tag in die Stadt zu gehen und zu fotografieren. Oder wenigstens jeden Tag zu fotografieren. Nicht immer kommt dabei etwas Sinnvolles heraus, und ich bin frustriert, aber darum geht es im Endeffekt nicht. Wie Nan Goldin sinngemäß sagte, kann man Millionen von Bildern machen und wenn man Glück hat, kommen dabei ein oder zwei gute heraus. Diese Hindernisse sind wichtig. Die Rückschläge, die Ablehnungen, die Kritik, das Unverständnis, das einem entgegenschlägt.
Nimm also, was du vorfindest und mache damit etwas. Bei mir war es an jenem Tag ein schwarzer Hintergrund, eine Kindheitserinnerung, eine Pappmaske, ein Fenster. Und während ich fotografierte, tauchten Bilder vor meinem geistigen Auge auf, unter anderem ein Selbstporträt von Robert Mapplethorpe. Und tatsächlich kann das obige Bild als Reminiszenz/ Interpretation/ Karikatur von Mapplethorpes Bild gesehen werden. Muss es aber nicht.
Der Katzenschädel ist gewissermaßen eine Kindheitserinnerung; den Kopf habe ich vor fast 40 Jahren im Wald gefunden. So kann das Motiv auch als Erinnerungstraumbild gesehen werden, was mir aber beim Planen oder Fotografieren überhaupt nicht in den Sinn kam. Vielmehr hatte ich Hamlet im Sinn, da ich eher zufällig vor einigen Wochen einen Shakespeare-Beitrag auf Arte gesehen hatte. So entstand daraus ein Bild, das mich wiederum auch an David Lynch erinnert.
Es geht auch darum, woher wir unsere Inspirationen holen. Das können andere Fotografen sein, Filmemacher, Künstler, Musik, Bilder, die wir schonmal gesehen haben, die vielleicht in unserem Unterbewusstsein verschüttet aber noch immer vorhanden sind, Träume, Filme, Literatur, Gesprächsfetzen vom Tisch nebenan. So könnte ich mir vorstellen, Bilder aus Filmszenen zu nehmen, die ich nur noch vage vor Augen habe. Diese Vagheit mag genau das sein, was noch als Erinnerungsrest vorhanden und mich vielleicht am meisten an der Szene beeindruckt hat. Aber das ist nur eine Idee; es geht vielmehr darum, herumzuspielen, etwas herauszufinden, mit den vorhandenen Dingen etwas zu tun, das du in der Form noch nie gemacht hast.
3 Quellen dazu möchte ich dir daher sehr ans Herz legen, mir haben sie buchstäblich die Augen geöffnet bzw. tun es immer wieder:
Eileen Rafferty „Ritual + Curiosity Keys to Creativity“ (Vorlesung bei B+H)
Eric Kims „Don’t move assignment“ (und 14 weitere Aufgaben um dich aus dem Tief zu holen)
A.G. De Mesa „Have you ever photographed at your lowest?“
Also, wie Heini Staudinger bereits in seinen Firmengrundsätzen verankerte: Scheiß di ned au!
Anders gesagt: Spring über deinen Schatten, jeden Tag. Geh raus und drück auf den Auslöser.