In der Fotografie geht es in der Regel um Oberflächen. Das Abbilden von Oberflächen. Ich rede nicht von Spezialgebieten wie Endoskopie oder Astrofotografie, sondern von der Fotografie im Alltag.

Der Bildgegenstand reflektiert mehr und weniger Licht, und dieses wird im Objektiv gebündelt und auf den Sensor bzw. den Film oder sonst eine lichtempfindliche Fläche geschickt. Was wir dann schließlich erhalten, ist ein Abbild der für uns sichtbaren Welt.

Oberflächen also. Wie kann es sein, dass Fotografie dennoch nicht oberflächlich ist? Mehr zeigen kann als bloß das, was alle sehen und kennen?

Ich denke, dass es eine Aufgabe der Fotografie ist, Risse in der Normalität zu zeigen. Momente sichtbar zu machen, die sonst im Alltagslärm untergehen, scheinbar unzusammenhängendes zusammenzubringen.

Der eigene Standpunkt kann durch deine eigene Art zu fotografieren deutlich werden.

Bilder die uns bewegen

Das klingt sehr nach dramatischen Bildern, nach Sensation und nach Krisengebieten. Aber du musst gar nicht weit reisen, Protestzenen oder Menschenrechtsverletzungen im Nahen Osten dokumentieren.

Indem du zum Beispiel, wenn du Portraits machst, und dabei aber zwischen den Posen fotografierst. Wenn du die Momente einfängst, in denen der Schutzschild fällt, zeigst du etwas anderes. Ebenso, wenn du Menschen so abbildest, wie sie sich noch nie gesehen haben, ihnen zeigst, dass sie auch jemand anders sein könnten.

Im Königreich der Blinden

Du musst noch nicht einmal Menschen fotografieren.

Aber um die Augen anderer zu öffnen, musst du erst einmal selbst mit offenen Augen durch die Welt gehen. Ein eigenes Projekt hilft dir dabei. Fotografiere z.B. jeden Tag eine Plastiktüte, die du irgendwo herumliegen siehst, nenne das Projekt 365PlasticBags und stelle es auf Flickr oder Instagram. Schon hast du ein Thema. Und mit etwas Glück öffnest du die Augen anderer.

Und daher sind solche relativ einfachen Aktionen hilfreich (und ich würde beinahe sagen, schön). Ein aktuelles Projekt liefert das Umweltfotofestival horizonte zingst u.a. mit dem Projekt „Pick it up“.

Was du siehst, sieht nicht jeder.

Du bringst es ans Licht.