Anfänglich war ich etwas überfordert. Ich schwöre auf Darktable und Gimp. Aber wenn mir ein anderer Linuxer eine Bildverwaltungssoftware mit umfangreichen Filter- und Suchfunktionen empfiehlt, ist es klar, dass ich das ausprobieren musste.

Vorweg: Das hier ist nicht der umfangreiche Software-Check, in dem ich dir alle Funktionen von Digikam zeige. Dafür bin ich gerade viel zu frisch dabei. Und kenne das Programm noch zu wenig. Aber es soll eine kleine Ermunterung (fast hätte ich „Ermutigung“ geschrieben) sein, diese Software, die eigentlich eine – vulgo – Bildverwaltung (DAM = Digital Asset Management) ist, dabei aber soviel mehr kann, auszuprobieren. Digikam kommt mir so in etwa vor wie der Emacs der Fotografie.

Katastrophe? Nein, nicht doch. 

Die Version aus den Ubuntu-Quellen war etwas älter, so nahm ich kurzerhand das aktuellste App-Image. Knapp 500MB groß ist es. Dafür startet das Programm ziemlich schnell, nachdem ich das Image ausführbar gemacht hatte.

Schwarzweiß-Konvertierung bei Digikam

Kurz zuvor hatte ich das Programm schon wieder komplett gelöscht – ich hatte optimistisch die Stapelverarbeitung angeworfen, um dann festzustellen, dass die Ergebnisse zwar gut waren, ich mich aber einem (für mich) unüberschaubaren Wust an Bilddateien gegenübersah, von denen ich dann herausfinden musste, welche ich dem Auftraggeber zur Verfügung stellen sollte.

Digikam mit aktiven Tag-Filtern

Merke: Kenne deine Software so gut wie deine Kamera.

Auch nachdem ich Digikam eine weitere Chance gegeben hatte, stand ich kurz einmal davor, dem Programm die Schuld daran zu geben, dass es meine Platte vollmüllt. Innerhalb von ein paar Minuten war mein freier Speicherplatz von 500GB auf 330GB geschrumpft. Was passiert war, konnte ich nur raten. Jedenfalls hatte ich einen Ordner außerhalb von Digikam umbenannt, ohne dass die Datenbank davon etwas mitbekommen hatte. Eifrig stellte Digikam das Verzeichnis wieder her – mit allen Bilddateien, die es rekursiv immer weiter in sich selbst hinein kopierte.

Gecheckt: Digikam lässt sich eben nicht mal „ebenso“ nebenbei lernen. Natürlich haben auch Gimp, Darktable, Blender und Co. ihre Lernkurven und ihre individuellen Bedienkonzepte. Es hat seine Eigenheiten, mit denen ich als jahrelanger Linux-User gut zurechtkomme – es ist halt eine etwas nerdige Software. Aber eine Software, die mich angesichts ihres Leistungsumfangs ziemlich erstaunen lässt.

Pro

  • Rekursive Anzeige von Ordnern/ Bildern
  • Hierarchisches Tagging
  • mächtige Filterfunktionen
  • gute Suchfunktion
  • umfangreiche Stapelverarbeitung
  • individuell konfigurierbares Interface
  • Eierlegende Wollmilchsau

Kontra

  • Viele Abhängigkeiten bzw. Snap-Image knapp 500MB groß
  • Manchmal unstabil – jedenfalls, wenn man Bilder bearbeitet, die Software jedoch im Hintergrund noch Verzeichnisse einliest
  • etwas unübersichtlich – zumindest in der Eingewöhnungsphase
  • vermutlich viel zu viele Features für mich
  • Eierlegende Wollmilchsau

Fazit

Unsere Beziehung ist nicht einfach, aber reizvoll. Ich habe Digikam nun erst seit 3 Tagen in Benutzung. Dass ich es trotz der geschilderten Probleme doch weiterhin benutze und teste, ist ein gutes Zeichen. Werde ich Darktable und Gimp jetzt von der Platte putzen? Auf keinen Fall. Aber ich werde Digikam zumindest als Bildverwaltung benutzen – dafür wird Shotwell leider gehen müssen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es sich als alleiniges Bildverwaltungs-/ RAW-Konvertierungs-/ Bearbeitungswerkzeug eignet. Vielleicht werden wir sogar dahingehend Freunde.

Wenn du neugierig geworden bist: Gib auch du Digikam eine Chance!

Hast du bereits eigene/ andere/ mehr Erfahrungen mit Digikam gemacht? Oder benutzt du – abgesehen von den üblichen Platzhirschen – gar eine exotischere Bildverwaltung und -bearbeitung? Dann lass‘ gerne einen Kommentar hier!