Mit der Hilfe von Jörg Oestreich (ganz herzlichen Dank an dieser Stelle!) waren die Bilder im Foyer des Rathauses Flensburg schnell aufgehängt und geradegerückt. Am gestrigen Donnerstag um 17:00 konnte so die Ausstellung eröffnet werden. Insgesamt ein etwas offiziellerer und kühlerer Rahmen als im Kulturhof, und ganz sicher mit einem anderen Publikum, das in den kommenden 4 Wochen auf dem Weg ins Bürgerbüro an den Bildern vorbei gehen muss.
Die Veranstaltung an sich war recht schnell vorüber. Der Bürgermeister Henning Brüggemann sagte einige Worte zur sozialpolitischen Lage in Flensburg und erwähnte die Wichtigkeit solcher Kulturprojekte für die öffentliche Sichtbarkeit sogenannter Randgruppen und -szenen. Thomas Frahm, Leiter des Kulturbüros Flensburg übernahm das Wort und nahm mir in Form eines Frage-und-Antwort-Spiels ein wenig den Druck, eine umfangreichere Rede halten zu müssen. Kurz und schmerzlos, und so konnten sich die ca. 40 Besucher anschließend und in Ruhe ausgiebig mit den Bildern auseinandersetzen.
Was mich im Nachhinein doch sehr bewegt, ist, dass ich nun tatsächlich einige Menschen mit dem Projekt aus dem Off physisch in die Öffentlichkeit geholt habe. Dies wurde mir erst gestern so richtig bewusst. Sehr gefreut hat mich, dass einige der Menschen vom Tagestreff Flensburg und von der Südermarkt-Szene, die von öffentlicher Seite aus als problematisch angesehen wird, gestern vor Ort waren.
Mein Dank gilt allen, die an dem Projekt bisher mitgewirkt haben:
Vor allem den Menschn, deren Gesichter ich zeigen darf (aber auch denjenigen, die das nicht möchten) und dem Kulturbüro und der Stadt Flensburg für die Unterstützung, dem Tagestreff für wohnungslose Männer, dem Fabrikatelier sowie Jörg Oestreich und Frauke Kusch für die tatkräftige Unterstützung beim Aufbau im Rathaus und im Kulturhof.
Hey Tilman,
das finde ich gut, mit den Gesichtern, die aus dem Off in die Öffentlichkeit / ins Bewusstsein geholt werden…
Ich habe mal eine ähnliche Sache mit Portraitfotografie gesehen und zwar in der Anmeldung/Terminvergabe/Patientenorganisation im Krankenhaus in Essen. Die etwa acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem etwas kleinen Büro hinter dem Tresen, zwischen Fax, Telefonen und Computern und ständig in Bewegung wie im Ameisenhaufen, waren zusätzlich auch noch relativ groß auf Portraitfotos an der Wand anwesend…
Zuerst erschien mir das übertrieben, aber die Wirkung, die das hatte, dass also auch bei Stress und den üblichen Missverständnissen und bei gelegentlichen Spannungen untereinander doch alle bei einem kurzen Blick auf die Fotos realisieren konnten, dass nicht nur die anderen anwesend sind, sondern auch man selbst und umgekehrt, das habe ich plötzlich als extrem pfiffig und reflexiv empfunden…
Also vielleicht beim Rathaus das Bewusstsein an einen anderen Ort holen per Portrait und in der Krankenhaus-Anmeldung das Bewusstsein um die Leute am selben Ort zu verstärken…
Hallo Flo,
sehr interessant, die Situation in der Rezeption! Vermutlich war das gar nicht so gewollt, aber ein spannender Nebeneffekt ist das auf jeden Fall.