An diesem etwas verregneten Donnerstag (was passt dazu besser, als Stuart Staples im Ohr zu haben?) kommen eine kontroverse These, ein gehöriger Motivationskick und etwas für diejenigen, die einen Schritt in Richtung Automatisierung gehen wollen.
Gibt es Streetfotografie?
„Eine schlechte Nachricht zuerst: Streetphotography gibt es nicht – zumindest nicht als ernstzunehmende fotostilistische Kategorie.“ So lautet ein Zitat des sehr lesenswerten Artikels von Andreas Herzau. Provokant und anregend.
Ich selber habe ihn mir etwas zu Herzen genommen und dazu einen weiteren eigenen Blogpost in der Pipeline.
Zum Blogpost von Andreas Herzau: „Ja, was ist Sie denn, die Strassenfotografie?“
Was ist deine Vision, und wo kannst du sie finden?
Auf der Suche nach meiner Vision einem Tipp zur Fuji X-T2 bin ich zufällig auf einen Post von David duChemin gestoßen. Er greift hier ganz fundamentale Fragen auf, denen sich jeder Fotograf (oder Kreativer oder Künstler) stellen sollte oder gar muss.
Eine Essenz seiner Visionen ist für mich, dass man sich von der Technik lösen muss, um seine eigene Vision zu entdecken und zu verwirklichen.
Four Ways to Discover Your Vision (Part I)
Four (More) Ways to Discover Your Vision
Gimp von der Kommandozeile aus steuern
Wenn du dich mal mit Linux und der Kommandozeile vertraut machen möchtest, kannst du auch gleich GIMP „mitnehmen“. Für mich ist das etwas Neuland, allerdings kenne ich schon andere CLI-Grafik-Tools wie z.B. ImageMagick. Du kannst damit z.B. mehrere Bilder in einem Rutsch konvertieren, skalieren, weichzeichnen etc. Ich habe es selber kurz mit der unsharp mask angetestet – es ist einfacher als erwartet.
Vergleich in voller Größe ansehen (Rechtsklick, „in neuem Tab öffnen“)
Keine Angst also vor Scripten und der Kommandozeile. Als GIMPer hast du damit ein mächtiges Werkzeug in deiner Kiste! (Und wenn du einen Blick in das Gimp-Scripts-Verzeichnis wirfst, findest du bereits einige Beispiele.)
Hier gibt es ein kleines Tutorial – trau‘ dich!
„Es gibt im Kontext der sogenannten Straßenfotografie Begriffe, die scheinbar untrennbar damit verbunden sind. Einer davon ist “der richtige Augenblick”, was in der Regel einen nicht wiederholbaren Moment oder Ausschnitt des Lebens meint. Das ist mit wenigen Ausnahmen Quatsch. Denn das Wesen von dokumentarischer Fotografie im laufenden Betrieb der Gesellschaft besteht darin, dass man die (Verhaltens)Regeln so durchdrungen hat, dass man die entscheidende Sekunde vorher weiß, was passieren wird. .“ Zitat Andreas Herzau…
Also ich kenne diesen Begriff der „richtige Augenblick“ als den „entscheidenden Moment“ mit dem berühmten Fahrradfaher oder dem über die Pfütze springenden Mann von Bresson. Natürlich passieren diese Szenen tagtäglich tausendemal auf den Stassen der Welt, trotzdem sind sie, im Moment des Geschehens, einzigartig und nicht wiederholbar. Weil jeder Fotograf ist auch ein Individuum mit einer sehr individuellen Sichtweise und Persönlichkeit , der ja in einer lebendigen Umgebung seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse richtet, die ihn bewegen. Den einen interessieren ästhetische Zusammenspiele von Licht und Schatten gepaart mit einem Hauch Romantik, jemand anders will Widersprüche und Gegensätze aufzeigen und andere legen halt ihr Augenmerk auf Kuriositäten des Alltags und zwischenmenschliche Begegnungen. Und jedes Mal gibt es einen Augenblick, in dem das Geschehen kumuliert und sich zuspitzt. Und ob dieser Augenblick, in dem ich als Fotograf abgedrückt habe, für den Betrachter auch der „richtige“, also den ihn interessierenden, war, ist doch individuell unterschiedlich. Ein Beispiel. Ein gut gekleidetes Paar flaniert bei uns über den Odeonsplatz. Es gibt einen heftigen Streit. Der „Ästhet“ fotografiert den Augenblick, in dem ihr oranges Sommerkleid mit dem Schatten der alten Strassenlaterne eine optische Harmonie eingeht. Der „Reporter“ fotografiert den Augenblick, in dem sie ihm eine runterhaut. 🙂 Der Äshett hat genau auf die Bewegungsrichtung des Paares geschaut und sich vorbereitet, im richtigen Winkel und Richtung des Paares zu stehen. Er hat sich auf das Foto als Komposition vorbereitet. Der Reporter hat sich den Menschen gewidmet, Er hat seine Kamera irgendwie so pi mal daumen eingestellt (so Blende 11, ISO Automatik und 1/250 mit nem 35’er) und hat das Paar in seiner Interaktion beobachtet. Beide haben, wenn es ihnen gelungen ist, einen einmaligen, nicht wiederkehrenden Augenblick getroffen. So sehe ich das. Ich bin aber gerne bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. 🙂
Hallo Michael, danke für deine sehr gute Veranschaulichung. Ich fasse mich mal kurz, aber mir fällt dazu ein Artikel ein, den ich Anfang 2017 geschrieben habe. Und wenn ich das auch nicht ganz analog zu deinem Beispiel „Ästhet“ und „Reporter“ setzen kann, ist es doch die Frage der Herangehensweise an „Das Bild“ oder „Die Serie“. Es gibt da immer einen besseren, schlechteren (=weniger geeigneten) oder anderen Weg, sich „seinem“ Thema zu nähern. Ein Richtig oder Falsch gibt es da imho nicht, sondern vielmehr das Finden der eigenen Sprache.