Bilder beschneiden. Das klingt schonmal doof, irgendwie nach Pixelverschwendung und wenig Gestaltungssinn. Das Zitat „Always crop in camera“ habe ich mal in einem Video von Jared „The Fro“ Polin gehört. Klingt eigentlich toll, denn du möchtest ja jedes einzelne Pixel deines Sensors nutzen. Aber ist das immer möglich?
Für mich habe ich jedenfalls folgendes festgestellt:
- Wenn du später noch einmal mit dem Bildausschnitt spielst (was du tun solltest), könnte dabei ein interessanteres Bild herauskommen.
- Die nachträgliche Auswahl des Bildausschnitts ist wichtig für deine eigene kreative Entwicklung.
- Das Festlegen des Bildausschnitts nach der Aufnahme liefert dir wertvolle Hinweise, ob du bei dem jeweiligen Shooting noch näher hättest rangehen, die Kamera drehen oder kippen können, oder ob du im Gegenteil etwas mehr vom Kontext zeigen, also etwas mehr Distanz zum Objekt hättest lassen sollen.
- Insofern hast du für das nächste Shooting neue Anhaltspunkte, wie du an die Wahl des Bildausschnitts herangehst.
Grundsätzlich mache ich, genügend Zeit vorausgesetzt, immer mehrere Bilder vom selben Motiv. Meistens gehe ich so vor, dass ich zunächst aus einer gewissen Distanz fotografiere, um mich dem Objekt dann fotografisch und räumlich zu nähern.
Manchmal bleibt aber kaum Zeit, wenn du in der Stadt unterwegs bist, und eine Situation vor Augen hast, die so nicht wieder eintreten wird. Es kann sein, dass du nur ein oder zwei Aufnahmen machst, die annähernd brauchbar sind, und du keine Möglichkeit hast um dich „an die Szene heranzuarbeiten“. In solchen Fällen halte ich es für mehr als gerechtfertigt, das Bild nachträglich zu beschneiden. Auch das ist ein kreativer Vorgang.
Natürlich ist es irgendwie erstrebenswert, bei der Aufnahme so fokussiert zu sein, dass alles perfekt ist. Bei einem Portraitshooting oder geplanten Aufnahmen mit einer gewissen „Spiel“-Zeit kann ich so etwas auch viel besser planen. Bei Reportagen – ob Hochzeiten oder anderen Ereignissen – ist es durchaus tolerabel und sogar normal, dass Bilder dabei sind, die noch nicht ganz perfekt aber durch das nachträgliche Croppen genau den richtigen Kick bekommen. Genügend Megapixel wird dein Sensor hergeben.
Vielleicht ist der Lerneffekt ja so immens, dass deine Bilder perfekt geschnitten aus der Kamera purzeln. Ein Erfolgserlebnis ist so etwas allemal, das Gefühl, dass alles gestimmt hat, ist großartig. Aber wie gesagt: Immer wird es nicht gehen können.
Ich jedenfalls übe noch und beschneide meine Bilder. Aber nur, wenn es ihnen guttut.
[…] Flensburger Fotograf Tilman Köneke hatte sich vor ein paar Tagen über das Thema „Crop or not„, also das Beschneiden der Bilder in der Nachbearbeitung […]
Gründe gibt es viele, ein Bild auch nachträglich zu Beschneiden.
Ich denke, man sollte es immer tun, wenn es dem Bild gut tut.
Grundsätzlich hilft es aber, vorher auf die Horizonte, stürzende Linien etc. zu achten, denn ein zu eng fotografiertes Motiv erbibt evtl. nach dem Geraderücken des Horizontes kein stimmiges Bild mehr.
Bereits schon vorher zu wissen, wie das Bild im Endeffekt aussehen soll – wenn also das Bild im Kopf schon fertig ist – dann muss man eigentlich nicht mehr croppen. Aber soweit die Theorie. Meines Wissens hat zum Beispiel HCB immer das ganze Negativ vergrößert, hat also sehr genau komponiert.
Vom Anspruch an die eigene Arbeit her finde ich das „Crop in Camera“-Prinzip gut und hilfreich. Ich versuche, das nachträgliche Beschneiden eher als Ausnahme und nicht als Regel zu betrachten. Klar, dass es in bestimmten Fällen (Werbung z.B.) schon vorher einkalkuliert ist und sein muss. Aber auch hier weiß der Fotograf schon, was er tun muss, bevor er auf den Auslöser drückt.