Im Jahre 2000 erschien ein kleines, äußerlich unscheinbares Buch mit dem Titel „Armut hat viele Gesichter“. In diesem wurden die damals noch so genannte Tageswohnung in Flensburg, deren Besucher oder Nutzer, ihre Situationen und ihre jeweilige Geschichte vorgestellt.
Jetzt ist ein neues Buch in Arbeit, das die Entwicklung dieser Einrichtung zeigen möchte. Nicht nur das: Auch eine Neubetrachtung der Situation der Besucher, aber auch der allgemeinen Armutsproblematik aus heutiger Sicht soll es geben.
An diesem Projekt werde ich mit den Sozialarbeiterinnen, der Diakonie und den Besuchern zusammenarbeiten. Und so war heute war der erste offizielle Tag, an dem ich als Fotograf „angekündigt“ war.
Was schön war und mich sehr motiviert: Eine ziemliche Offenheit seitens der Besucher wurde mir entgegengebracht. Zwar ist nicht jeder bereit, sich fotografieren zu lassen; dennoch zeigen auch die (sich manchmal selbst als „unfotogen“ bezeichnenden) Männer großes Interesse an Gesprächen. Sie haben eine Menge zu erzählen, und auch heute – wie schon während des Flensburg-Faces-Projekts – wurde mir klar, dass zum einen die Leute, die die Einrichtung nutzen, relativ „normal“ sind, und zum anderen es manchmal nur eines kleinen Schicksalsschlags bedarf, um jemanden komplett aus der Bahn zu werfen.
Mittlerweile heißt die Einrichtung des Diakonischen Werks Tagestreff, was darauf hindeutet, dass sich einiges in den vergangenen Jahren getan und verändert hat. Unter anderem ist der Tagestreff auch die Ausgabestation des Straßenmagazins Hempels und hat sich zu einer gut angenommenen Stelle für wohnungslose Männer oder Männer mit Wohnproblemen entwickelt.
Das Projekt *Flensburg Faces“ hatte für einen gewissen Vertrauensvorschuss gesorgt, das muss ich ganz klar sagen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Michaela Ketelsen, die Leiterin des Tagestreff Flensburg, mich für dieses neue Projekt angefragt hat. In den kommenden Wochen werde also auch ich dort regelmäßiger Gast sein.
Das Buch wird im kommenden Jahr, um 25. Bestehen des Tagestreffs, erscheinen.
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