Belichtungsmessung ist ein zeitloses Thema. Wenn du lernst, die Belichtung korrekt zu messen, wirst du bessere Bilder machen. Und: Ich biete ein neues Workshop-Format an, in dem du u.a. lernst, wie du dich mit dem manuellen Modus anfreundest.
Belichtungsmessung gegen grauen Schnee
Something I learned today
Hüsker Dü
Black and white is always gray
tl;dr Wenn du korrekt belichten willst, gehe in den M-Modus. Schalte den Spotmesser ein. Du kannst die Kamera auf deine Hand „eichen“, dann hast du immer eine Referenz dabei. Vorher benötigst du jedoch eine einmalige Messung mit der Graukarte.
Da es gerade (03/2018) noch einmal einen kräftigen Nachschlag in Sachen Schnee gab, nehme ich dies zum Anlass, kurz etwas zur Bleichtungsmessung zu schreiben.
Beim letzten Miniworkshop am Flensburger Harniskai, der ebenfalls in bitterer Kälte bei Schnee stattfand, versuchte ich, das einmal für die Teilnehmer anschaulich zu machen. Hier folgt das ganze schriftlich, zum mitschreiben und nachmachen. Merke auch, dass dies nur eine Methode ist, die Belichtung zu messen. Aber eben auch eine, die funktioniert und recht einfach und günstig nachzuvollziehen ist.
Voraussetzung ist, dass du eine Graukarte hast. Falls nicht, lohnt es sich, eine zu besorgen – die Dinger sind grundsätzlich nicht teuer und lohnen sich.
Warum solltest du überhaupt die Belichtung manuell messen, wenn die Kamera das doch selber macht? Grundsätzlich: Du benutzt hierbei natürlich auch den Belichtungsmesser der Kamera.
Aber treten wir erstmal einen Schritt zurück und sehen uns an, was passiert, wenn wir die Kamera auf Auto oder im Programm-Modus geschaltet lassen und einfach nur … Schnee fotografieren:
Du siehst: Das ist einfach graue Pampe. Wie das kommt? Naja, der herkömmliche Belichtungsmesser, den wir regular folks in unseren Kameras haben, kann zwar Licht messen, ist aber ansonsten eher schlicht vom Gemüt. Der weiß nicht, dass das da Schnee ist, und dass Schnee in der Regel weiß ist. Er weiß noch nicht mal, was Schnee ist.
Der Belichtungsmesser ist darauf geeicht, die Werte so anzugeben, dass sie, wenn sie auf die Belichtung angewandt werden, in Summe ein mittleres Grau ergeben. Ein Grau, so neutral wie ein Mittag mit bewölktem Himmel in Westeuropa. Und eben weil der Beli versucht, das zu tun, wird der Schnee auch so grau. Der Belichtungsmesser denkt nämlich: „Das ist aber ganz schön hell, das muss dunkler.“ So einfach.
Und genau deshalb müssen wir ihm sagen, wo denn nun der Bezugspunkt ist. Der Schnee kann es ja nicht sein, wie wir gesehen haben.
Enter: The Graukarte
Nun kommt besagte Graukarte ins Spiel. Meist aus Pappe oder auch Textil oder anderem Zeug, gibt diese genau den Grauwert wieder, auf den der Belichtungsmesser geeicht ist. Wenn wir den auf die Graukarte richten, bekommt der genau die Referenz, die er benötigt, um uns korrekte Belichtungswerte zu liefern. Oh und bevor ich es vergesse: Du musst deinen Bleichtungsmesser auf „SPOT“ eingestellt haben und im M-Modus sein (M steht nicht für „Mistake“, sondern für „Manuell“). Wenn du nicht weißt, wie das geht, empfehle ich dir dringend, deine Kamera genauer kennenzulernen. Nun musst du einfach nur die Belichtung an der Kamera einstellen – wie, das sagt dir wiederum der Zeiger auf der Skala im Sucher oder auf dem Display. Oder anders ausgedrückt: Der Zeiger muss auf Null stehen, sich weder im Minus- oder Plus-Bereich befinden. Machen wir also das Bild noch einmal.
Und tattaaa: Der Schnee ist weiß:
Und nun? Nicht, dass du jetzt denkst, dass du zukünftig immer eine Graukarte dabei haben solltest (obwohl es ratsam ist, wenn du das ganze professionell machst. Aber dann machst du das sowieso schon und hast gar nicht bis hierher gelesen).
Anstelle der Graukarte kannst du nämlich ab jetzt etwas nehmen, das du immer dabei hast. Zum Beispiel die Innenfläche deiner Hand. Die verändert sich im Laufe der Jahreszeiten so gut wie gar nicht, was die Helligkeit betrifft. Wenn du einmal mit der Graukarte gemessen hast – und die Werte an deiner Kamera eingestellt hast, dann miss einmal mit dem Spotbelichtungsmesser der Kamera, um welchen Wert sich der Zeiger auf der Skala verändert (Bei mir ist es exakt eine Belichtungsstufe, aber YMMV).
Wenn du bis hierhin bei mir warst, dann beglückwünsche ich dich. Ich hoffe, ich habe nicht zuviel wirres Zeug geredet. Spaß beiseite: Den Sinn und Zweck einer korrekten Belichtungsmessung habe ich dir hier hoffentlich einigermaßen nachvollziehbar nahegebracht.
Übrigens: Graukarten sind nicht für den Weißabgleich, sondern für die Belichtungsmessung gedacht. Obwohl man sie auch dafür verwenden kann. Besser eignet sich eine Weißkarte. Meine Graukarte hat den Vorteil, dass sie auf der Rückseite neutralweiß ist (zum Weißabgleich komme ich übrigens in einem der nächsten Beiträge).
Also: Wenn du die Kontrolle über deine Kamera und die Belichtung behalten willst, dann miss die Belichtung selbst. Zumindest, wenn du dir die Zeit nehmen kannst, solltest du das tun. Später in Lightroom oder Photoshop korrigieren – das funktioniert natürlich in gewissem Maße auch. Dennoch hast du mit einem korrekt belichteten RAW-File die volle Freiheit, später alles Mögliche damit zu tun. Hier gibt es die verschiedensten Ansichten, aber gundsätzlich hilft es, sich mit der Messung „auf die sichere Seite“ zu begeben. Übrigens: Wenn du nur JPGs schießt, dann ist eine korrekte Belichtung umso wichtiger. Denn diese bieten nur wenig Spielraum in der Nachbearbeitung. Und ein versautes JPG von einer ansonsten tollen Aufnahme ist dann eben hin.
„Und was ist, wenn ich blitzen will?“ Keine Angst, ich habe dich gehört. Eine Lösung werde ich demnächst hier vorstellen ;-)!