Was ist banal? Das Leben ist banal. Das Gewöhnliche, das, wo man lieber wegschaut. Das Ordinäre.
Aber manchmal erzählt das Banale auch eine Geschichte. So, wie das Paar orthopädischer Frauenschuhe, die achtlos weggeworfen an einer Straßenecke lagen. An solchen Dingen kann ich nicht einfach vorübergehen.
Manchmal ist es schwer, bisweilen unmöglich, das Schöne in Dingen zu sehen, die eigentlich nicht schön sind. Die den Ruch des Alltäglichen haben, nicht mehr benötigt werden, aussortiert worden sind. Aber es geht häufig auch gar nicht um die offenkundige Schönheit.
Ästhetik des Hässlichen
Bilder, die hässliche oder abwegige oder grausame Dinge zeigen, können schön sein. Oder, um es etwas neutraler auszudrücken: Ästhetisch. Ich kann einen vordergründig hässlichen Menschen fotografieren, aber die Art, wie ich ihn fotografiere — ohne ihn „aufzuhübschen“ — kann eine sehr Ästhetische sein.
Beispiele aus der bildenden Kunst und in der Fotografie gibt es zuhauf. Wenn ich Bilder von James Nachtwey sehe, bin ich von ihrer grausamen Schönheit überwältigt. Ebenso von der Direktheit der Portraits von Bruce Gilden oder den Abnormitäten von J.P. Witkin. Natürlich ist das Banale immer auch eine Art Gegenpol zum idealisierten und überhöhten Schönen, und dennoch ist es immer das, was einen in die nackte Realität zurückholt, zurückwirft.
Warum ich also banale, hässliche oder uninteressante Sachen fotografiere? Ich glaube, sie haben es verdient. Sie sagen sehr viel über uns aus. Über unseren Umgang mit den Dingen, mit der Welt, mit uns. Und unserer Vergänglichkeit.