… oder: Warum es sich lohnt, seine Bildidee in der Kamera umzusetzen (und nicht erst in Photoshop).
Wie jetzt? Wirst du dich fragen. Ist doch logisch, dass man seine Ideen mit der Kamera umsetzt. Ist auch klar. Aber ich glaube immer mehr daran, dass es besser für die eigene Entwicklung sein kann, bereits bei der Aufnahme so nah wie möglich an das heranzukommen, was du bereits im Kopf hattest.
Darauf gekommen bin ich allerdings nicht von selbst. Nein, es war Joel Grimes, der mich darauf brachte. Er hat für sich eine Vorgehensweise oder Philosophie entwickelt, und damit meine ich jetzt nicht das teilweise exzessive Compositing.
So sagt er über Belichtungsmessung sinngemäß, dass er nicht auf das Histogramm schaut oder auf den Belichtungsmesser. Er sieht sich das Bild auf dem Display seiner Kamera oder dem über Tethering verbundenen Laptop an und entscheidet, ob das Bild seiner Vorstellung entspricht.
Das klingt extrem und beinahe verantwortungslos. Aber andererseits schult es den Blick, den Umgang mit den eigenen Tools (du lernst deine Kamera kennen!). Und es hilft dir, deiner ursprünglichen Idee treu zu bleiben.
Einfaches Beispiel: Heute hatte ich die spontane Idee, einen Hintergrund für ein Composit zu erstellen. Eine Glasscheibe, blaues Licht, Wasser. Ich hätte das Blau auch im Postprocessing mit dem Weißabgleich erzielen können. Aber das wollte ich nicht.
Idealerweise könnte ich nämlich jetzt auch einfach das JPG aus der Kamera nehmen und in mein Bild einbauen. Ist das radikal? Natürlich nicht. Es ist eine Herangehensweise von mehreren möglichen.
Hier ein konkretes Beispiel: Ähnlich habe ich das einmal in einem Portrait umgesetzt. In der Stadt zuerst eine Betonmauer fotografiert, und einige Tage später erst den Menschen dazu.
Das ist auch eine Frage des Ziels, was man erreichen will. Konzepte zu haben ist natürlich die Krönung. Und wenn man feste Vorstellungen hat, ist es natürlich richtig, die so einfach und schnell umzusetzen, wie es geht. Warum soll ich z.B. ein Model mühevoll in Fieselarbeit freistellen, wenn man es auch fotografisch lösen kann? Aber ich als Amateur (und die meisten Amateure wohl auc) habe da eine andere Herangehensweise, weil man auch gar nicht die räumlichen und technischen Möglichkeiten hat, z.B. eine „Maske“ zu fotografieren oder aufwendige Texturen oder Versuche mit Licht in einer 40 qm-Wohnung durchzuführen. Man sammelt verschiedenste Fotos, die sich theoretisch für ein Compositing eignen könnten, in einem Pool und schaut dann bei einem „Triggerfoto“, einem Portrait z.B. nach, was habe ich denn da für interessantes Beiwerk?? Und dann wird halt gephotoshopped oder gegimpt. Geld verdienen könnte man damit natürlich nicht. Gerade die „wilden Freisteller“ aus der Natur heraus oder in irgendeinem Zimmer dauern Stunden, bis man ein zufriedenstellendes Ergebnis hat. Aber gut, so ist halt das Hobby.