Get your flash off your fucking camera – The Angry Photographer

Das wäre das erste, was du beherzigen soltest, wenn du mit dem Blitzen anfangen willst. Obwohl, Ausnahmen gibt es auch hier, aber darauf komme ich noch.

Warum solltest du überhaupt blitzen, wenn es doch draußen – oder auch drinnen – hell genug ist? Wenn du es gut anstellst, kannst du den Charakter des vorhandenen Lichts betonen. Oder etwas ganz anderes daraus machen. Es hat eben ein paar Vorteile.

Einlicht - Setup

Du hast zusätzlich zum normalen Tages- bzw. Sonnenlicht noch eine weitere Lichtquelle. Und damit auch noch wesentlich mehr Kontrolle über den Gesamteindruck, den das Licht in deinem Bild erzeugt.

Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich musst du nicht immer blitzen. Wenn du eine zusätzliche Lichtquelle benötigst, kannst du auch mit Reflektoren arbeiten, wenn du es mit Gegenlicht oder hartem Sonnenlicht zu tun hast. Aber wesentlich mehr Flexibilität – auch beim Aufhellen – hast du mit einem Blitz, den du vielleicht auch noch in seiner Intensität regeln und dessen Lichtqualität du idealerweise modifizieren kannst.

Einlicht - Setup

Nicht nur als Aufhell-Lichtquelle, auch als einzelnes Studiolicht kannst du mit nur einem Blitz sehr gute Ergebnisse erzielen, auch wenn du nur das natürliche Licht (z.B. das Fensterlicht) emulieren willst.

Auch und gerade auch Fotografen, die mit eher komplexeren Lichtsetups arbeiten, betonen immer wieder, wie wichtig es ist, mit eben nur einem Licht arbeiten zu können (Joe McNally, Zack Arias, Frank Doorhof, Joel Grimes, David Hobby, Neil van Niekerk, um nur ein paar zu nennen). Letzterer geht sogar soweit und lässt den Blitz auf der Kamera – entgegen der immer wieder propagierten und im Eingangszitat charmant zusammengefassten „Lehre“. Er ist damit extrem flexibel. Dies zeigt wiederum, dass es nicht um das blinde Befolgen von irgendwelchen Regeln geht, sondern eher darum, dass man versteht, worum es sich beim Einsatz von Licht eigentlich dreht: Den kreativen Einsatz, das Ausschöpfen der gegebenen Möglichkeiten, die man mit minimalen Setups hat.

Einlicht - Setup

Ob nun auf der Kamera oder davon losgelöst, als alleinige Lichtquelle oder als Zusatz zum vorhandenen Licht: Wichtig ist, zu wissen, wie du die Qualität des Lichts veränderst und an deine Bedürfnisse und Absichten anpasst. Apropos David Hobby, dem Gründer von strobist.com: Sag niemals nie. Wenn dir jemand sagt, dass es falsch ist, direkt und ohne Vorsatz zu blitzen, kannst du genügend Bespiele dagegenhalten.

Mein eigener Start in die Off-Camera-Flash-Welt: Eine Nikon D90, ein Kabel und ein biliger SB 23. Kamera in der einen, Blitz in der anderen Hand, und los ging es. Direkt, indirekt – auch mit solch einem Minisetup erzielte ich ganz andere Ergebnisse. Mittlerweile bin ich beim guten alten Durchlichtschirm bzw. einer Octabox angekommen. Aber das Prinzip des Einlichts werde ich noch eine ganze Weile verfolgen, bevor ich einen 2. oder 3. Blitz dazunehme. Falls einer fragt: Ja, ich habe 3 x dieselben Blitze. Aber benutzen werde ich davon eben erstmal nur einen.

Anders gesagt – und um den guten Andreas Feininger wieder aus der Kiste zu holen – zuviele Fotografen haben zuviel Angst, dass ihr Motiv zuwenig Licht abbekommt. Und benutzen dann lieber einen Blitz mehr. Dabei geht es eben nicht um die Quanti- sondern um die Qualität des Lichts. Und um das erstmal zu begreifen, so meine ich, ist nur das eine Licht notwendig.

Nicht jeder Schatten muss aufgehellt werden. Verbanne deinen 2. und 3. Blitz und schöpfe das volle Potenzial des Einlichts aus. Dadurch schaffst du ein solides Fundament, weißt quasi blind, welche Blende bei welcher ISO mit welcher Blitzleistung optimal ist. Wenn das sitzt, nimm ein, zwei weitere Lichter dazu und experimentiere.

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