Noch zu meinen XEmacs-Zeiten (muss lange her sein, also Anfang 2000) hatte ich eine kurze E-Mail-Konversation (über die Mail-Erweiterung zum Editor, daher weiß ich noch die Zeit – seit langem bin ich zu Vim konvertiert, aber das nur am Nerd-Rande) mit einem Fotografen, dem die Arbeit in der Dunkelkammer und auch die digitale Fotografie vertraut war. Heute fiel mir einer seiner Sätze zur Analogfotografie wieder ein: „Das kribbelt anders.“
Den ersten Mittelformatfilm, den ich seit Langem belichtet hatte, einen Acros 100, habe ich erstmalig mit Push 1 in Caffenol C-M entwickelt. Gewässert habe ich übrigens mit der Ilford-Methode, die äußerst wassersparend ist, falls du darauf Wert legst (was du solltest). Die Schlussspülung erfolgte mit destilliertem Wasser, so gab es keine Kalkflecken auf dem Film. Nach der Trocknung erfolgte das Scannen mit dem CanoScan 9000f Mark 2.
Was für ein Korn. Eigentlich hätte ich etwas Feineres erwartet, aber ich denke, dass die Grobkörnigkeit der Unterbelichtung um 1 Blende und der Entwicklung in Caffenol geschuldet ist. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich mag das. Brüchigkeit, Unperfektion. Das Medium und der Bildinhalt werden sozusagen eins.
Es kribbelt
Hatte man (ich jedenfalls) sich früher (also Anfang/ Mitte der 90er) gewünscht, möglichst kornlose Bilder zu produzieren und in der Glattheit und Perfektion der Planfilme das Ideal gesucht, kommt es mir jetzt, also auch direkt nach Entwicklung und Scannen des Mittelformatfilms, so vor, als würde ich eine andere Welt betreten.
Es kribbelt tatsächlich etwas anders. Nach einer Phase der hochauflösenden Digitalfotografie, während der ich mich teilweise auch schon ertappte, den perfekten Preset für Film-/ Kornsimulation zu basteln, merke ich dass mir das eher zu umständlich und irgendwie billig war. Wenn ich digitales Korn will, nehme ich eine höhere ISO-Zahl und spiele mit dem Rauschen. Aber nur, wenn ich das möchte. Wenn ich mit Film arbeite, kommt es mehr oder weniger automatisch, nach einigen Film- und Entwicklerkombinationen weiß man einigermaßen, was dabei herauskommt. Aber manchmal weiß man das eben auch nicht, und so gibt es durchaus die eine oder andere Überraschung. Die fehlende Vorhersehbarkeit hat absolut ihren Reiz.
Scannen mit dem Canoscan
Scandauer (6×6-Mittelformatfilm): Überschaubar. Eine Minute bei 2400dpi. Eineinhalb Minuten bei 4800dpi. Und für meine Begriffe sind diese Auflösungen erstmal ausreichend.
Das Scannen von Negativen bzw. Scannen allgemein unter Linux erwies sich übrigens als echte Herausforderung, die jedoch lachhaft einfach zu lösen war. Hatte ich diesen und andere Scanner bereits unter Arch Linux und anderen Distributionen zum Laufen gebracht, war es diesmal – trotz aktuellstem Ubuntu und neuester Sane-Version einfach nicht möglich, den CanoScan 9000f Mark 2 in Betrieb zu nehmen. Immer wieder begrüßte mich beim Druck auf den Preview-Button die Nachricht „error during device i/o“. Aha. Ich sah die erste Analogkneipe schon untergehen., Doch dann warf ich als letzten Versuch einen Blick ins Handbuch. Kurzum: Der Verriegelungs-Knopf am oberen Rand Richtung Deckel war in „Lock“-Position.
Also: Read The Fine Manual.