Während wir uns im vergangenen Jahr noch coronabedingt zunächst per Zoom treffen mussten, um herauszufinden, wer sich gegenseitig kennt bzw. gegenseitig begegnet ist, waren es dieses Jahr, zu dieser zweiten Phase schon etwas andere andere Bedingungen.

An zwei Tagen im August fand nun ein weiterer Teil des „Unterschiedlich gemeinsam“-Pojekts statt. Der Flensburger Galwik-Park schien vielversprechend für die zufällige Begegnung und so waren die Hoffungen auf möglichst viele Teilnehmer*innen recht groß. Mit einem kleinen Projektteam war kurzerhand ein kleines provisorisches Fotostudio aufgebaut, relativ wetterfest und so gelegen, dass alle empfindlichen Gerätschaften bei zu erwartenden Schauern schnell ins Auto verfrachtet werden konnten.

„Würde überhaupt jemand mitmachen? Und wenn ja, wer würde sich heute begegnen?“ – diese Frage klang immer im meiem Hinterkopf mit.

Tag 1 (Begegnung(en) mit Unbekannten)

Vorweg: Ohne Helfer*innen hätte das Ganze so nicht stattfinden können. So klein dieses Projekt ist, so komplex kann auch das werden, wenn es um Details wie das Ausfüllen von Formularen (DSGVO, Teilnehmer*innenliste), spontanen Regen- und Windschutz, und vor allem um das Ansprechen von Menschen. Meinen herzlichen Dank dafür!

Am ersten Tag bauten wir unser „Studio“ (eine Leinwand) zwischen einer Bankgruppe am Rande des Parks auf. Bei schönerem Wetter hätte es auch in dieser Echke offenbar regen Publikumsverkehr gegeben, jedoch blieb dieser aus. Immerhin hatte ich im Vorfeld auch ein paar Menschen eingeladen, von denen ich wusste, dass sie in der Flensburger Neustadt leben, um sie mit ihnen unbekannten Menschen in Verbindung zu bringen. Und wenn es auch nicht viele waren, klappte es.

Begegnung beim Utopolis-Projekt „Unterschiedlich gemeinsam“

So entsponnen sich spontane Gespäche über alles Mögliche, ohne dass erst nötig war, etwas zu moderieren. Dies war bereits beim ersten Teil – der in der 8001 stattfand – so. Zu sehen, dass sich einander fremde Maenschen begengnen können, Themen finden, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausfinden (ohne dass dies explizit Erwähnung finden muss oder eine Bedingung ist), war und ist sicher ein Aspekt, der dieses Projekt auszeichnet.

Der erste Tag war jedoch auch gekennzeichnet von Wetterumschwüngen, Platzregen etc. sodass nur weinige Menschen überhaupt unterwegs waren. Diese wenigen, die wir proaktiv ansprachen, kamen entweder nicht uaus der Neustadt (Touristen) oder waren schlicht nicht interessiert. Auch dies ist eine Erkenntnis, die durchaus relevant ist. Nicht jede*r hat das Bedürfnis, an einem soziokulturellen Projekt teilzunehmen, oder er/sie ist sich dessen nicht bewusst.

Dies ist eine weitere Sache, die ich daraus mitnehme: Die Frage, ob und wie man Menschen erreichen kann, die ansonsten mit dem Thema Kultur/Begegnung nicht viel zu tun haben oder es auch nicht möchten.

Tag 2 („Klos für alle“!)

Der Umzug auf die andere Seite des Parks erwies sich als gute Idee. Ein Gespräch mit Elvis, der uns gegenüber interessiert auf der Bank saß und uns eine ganze Weile zuschaute, ergab, dass genau der Platz oberhalb des Galwikparks als Kiez der Neustadt gilt. Zu ihm gesellten sich weitere Freunde und Bekannte von ihm, alle offen gegenüber der inhaltlichen Ausrichtung des Projekts. Auch wenn sie nicht alle bereit waren, sich fotografieren zu lassen. Eine profane Quintessenz, die ich aus dem Gespräch mit den Neustädtern an diesem Platz ziehen kann, ist die, dass es an öffentlichen Toiletten mangelt. Gerade an Orten wie dem Galwikpark, an dem sich mitunter viele Menschen treffen, zusammenkommen, spielen, reden, und über einen längeren Zeitraum beisammen sind, ist dies ein elementares Thema.

Die beiden sind sich soeben zum ersten Mal begegnet.

Es stellte sich an diesem Tag also heraus, dass es einfacher war, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Lag es am Wetter? Am Ort? An den anderen Menschen drumherum? Jedenfalls: Im Gegensatz zum vorherigen Tag stellte ich ein reges Interesse an dem Projekt fest, und konnte ein Bedürfnis des „sich Mitteilenwollens“ sehen.

Auch wenn an diesem Tag ebenfalls nicht sehr viele Menschen einander begengnet sind, so waren diese kleinen Momente des Austauschs sehr Wertvolle.

Fazit

  1. Wenn jede*r Mensch aus diesen kurzen Treffen auch nur eine Kleinigkeit mitnehmen konnte, glaube ich, dann hat es sich gelohnt.
  2. Ich selber hatte diesen zwei Tagen mehr Begegnungen mit mir Unbekannten aus der Flensburger Neustadt als erwartet.
  3. Und: Menschen, auch wenn sie sich nicht kennen, können aufeinander zugehen und sich begegnen.

Es wird eine Fortführung des Projekts in der Flensburg Neustadt geben, Ort und Zeit folgen.

1 Response
  1. Michael

    Das ist echtes Leben, was der Fotografie einen Sinn über das reine Abbilden der Wirklichkeit gibt. Hier gab es mal ein ähnliches Projekt über das Leben der Menschen in Sendling. Sonst wüsste ich nichts hier, was ähnlich ist ausser Kommerzs…. Ich hätte auch mitgemacht. 🙂 Lieben Gruß.