O.k. – du hast dir diesen neuen Schirm bei Ebay gekauft und willst loslegen und tolle Porträts machen. Aber wie anfangen?
Das Einfachste ist – und auch ich fange immer so an – die Softbox, bzw. das Stativ, auf dem sie steht, in die linke Hand zu nehmen und seitlich von mir zu platzieren. Das ist quasi die 45°-von-einer-Seite-und-von-oben-geht-immer-Regel.
Eine weitere Faustregel, die du dir einprägen solltest: Je größer die Lichtquelle und je näher diese am Objekt bzw. am Menschen ist, umso „weicher“ ist sie. Mein Startpunkt ist immer so, dass die Entfernung zum Menschen das 1-2-Fache des Durchmessers der Lichtquelle ist, wenn ich eher weichere Schattenverläufe haben möchte. Wenn die Softbox also 80cm im Durchmesser ist, dann kannst du davon ausgehen, dass die Schatten im Bereich von 80-160cm Abstand zum Model eher weich sind (wie immer musst du das selber ausprobieren und deine bevorzugte Position finden).
Die „45°-Regel“ ist ein guter Startpunkt. Irgendwann aber wirst du sie ausgereizt haben und dich davon wegbewegen. Wenn du das Gefühl hast, genug damit herumprobiert zu haben – was nicht heißt, dass du damit „fertig“ bist – kannst du beginnen, das Licht um den Menschen herumzubewegen. Ich unterstelle mal, dass du erstaunt sein wirst, welche Möglichkeiten sich auftun, selbst wenn der Radius oder die Entfernung Licht zum Model dieselbe bleibt. Im obigen Beispiel habe ich Ole an den hinteren Rand der Softbox platziert und eine Beinahe-Gegenlichtsituation geschaffen. Das Ergebnis ist ein eher markantes und „dramatisches“ Bild. Bedenke übrigens, dass Ole vor einem weißen Papierhintergrund steht, dieser jedoch (wegen des erwähnten Inverse Square Law, du erinnerst dich) einen dunkelgrauen Verlauf erhält.
Ein weiterer kleiner Tipp am Rande: als Faustregel nehme ich nicht nur die 45°, sondern gehe als Startpunkt mit dem Blitz auf 1/8 Leistung – bei ISO 200 und Blende 8. Bei einem Abstand von 1,5-2 m zum Model habe ich so gleich einen guten Ausgangspunkt.
Wie du siehst, ist es nicht schwer, mit einem einfachen Aufsteckblitz und einem Lichtformer gute Porträts zu machen. Key ist – für mich – immer der Startpunkt, von dem ich ausgehe und von dem ich dann abweiche, wenn ich diesen mehr oder weniger ausgeschöpft habe. Das Spannende an dem Ganzen ist eben das Spiel mit den Abständen und Lichtpositionen. Nur so – und auch mit dem bewussten Zulassen von vermeintlichen Fehlern – entdeckst du das Potenzial. Die einfachen Beispiele oben sind eben auch nur – Beispiele.
Wenn du dabei eine Lichtposition gefunden hast, die dir besonders zusagt, „merke“ sie dir. Sie könnte ein Hinweis und ein Schritt zu deiner eigenen Bildsprache sein.
Hast du eine bestimmte Lichtposition, die du besonders magst und mit der du gerne arbeitest oder einen speziellen Lichtformer (Schirm, Reflektor, Softbox oder ähnliches), den du viel benutzt? Lass‘ es mich und die anderen Leser*innen in den Kommentaren wissen!