Wachsen heißt neue Ideen haben, heißt alte Ausdrucksformen verbessern, neue finden und überholte akademische Regeln planvoll brechen.

Andreas Feininger, Die neue Foto-Lehre

Was meine ich mit „Postkartenbilder“? Das Wort ist sicherlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Es gibt immerhin auch ganz tolle Postkarten – und jedes Foto könnte prinzipiell auf einer solchen zu sehen sein. Aber worauf ich hinauswill, und was ich damit meine, sind Bilder, die ich an jeder Ecke kaufen kann. Ich muss sie also eigentlich nicht noch selber machen.

Warum solltest du vielleicht doch Bilder machen, die geläufig sind und die man irgendwie schonmal gesehen hat? Im Ernst: Das Ziel sollte (sofern es so etwas wie ein Ziel überhaupt gibt) nicht sein, seine eigenen schöpferischen und zeitlichen Ressourcen auf die Produktion von Postkartenbildern zu ver(sch)wenden, es sei denn, du verdienst dein Geld damit. Aber es mag hilfreich sein, erstmal Bilder zu machen, die man selbst bereits zuhauf gesehen hat. (Was im allgemeinen gegen Postkartenbilder spricht, haben andere bereits gesagt, das muss ich selber nicht nochmal wiederkäuen.)

Aber: Um zu deiner eigenen Bildsprache zu kommen, ist es eine – und nicht die falscheste – Möglichkeit, dich an Allerweltsmotiven „abzuarbeiten“. Bilder zu machen, von denen du denkst, dass du sie „einfach machen musst“. Daran ist nichts verkehrt.

Die Frage, die du dir dann jedoch stellen kannst, ist: War das jetzt alles? Oder geht da noch mehr? Etwas anderes, ein Aspekt in dem Motiv, der Szene, der mehr Aufmerksamkeit verdient, und den du (und andere) so noch nicht gesehen haben?

Papier
Was hat das Aufmacherbild damit zu tun? Eigentlich nichts. Aber vielleicht doch. Es ist in den 1990ern entstanden, im Rahmen einer Aufgabe zum Thema „Papier“.

Also – mach‘ deine Postkartenbilder. Vielleicht sind sie wirklich ein wichtiger Bestandteil deines fotografischen Werdegangs. Aber bleib‘ nicht dort stehen. Ich glaube, dass dieses „Weitergehen“ tatsächlich ein schwieriger, aber umso wertvollerer Schritt ist, der wahrscheinlich viele schlchte Bilder „zur Folge“ hat; dieser Schritt wird sich jedoch lohnen!

Auch wenn ich es gerne empfehlen würde: schmeiß deine Postkartenbilder nicht weg. Bewahre sie auf – so kannst du später auf deine eigene Entwicklung zurückschauen. (Die schlechten Bilder musst du ja niemandem zeigen.) Umso überraschter wirst du schließlich selber über das sein, was aus dem Sammelsurium der Schlechtigkeiten glänzend herausstrahlt.


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