Der Lens Turbo und die Unendlichkeit

Neulich schrieb ich über den Zhongyi Lens Turbo II, dass er sich hervorragend in mein aktuelles Setup einfügt und eine äußerst sinn- und wertvolle Erweiterung darstellt. So wird aus dem 24mm-Objektiv am Cropsensor eben genau wieder das, was man möchte – ein schönes weites Weitwinkelobjektiv. Und das 50mm bleibt eine Standardbrennweite. Mit dem Bonus einer ganzen Belichtungsstufe. Gestern war ich jedoch kurz davor, meine Lobeshmynen auf den Lens Turbo zu revidieren. Für das aktuelle Projekt mit Geflüchteten und Schulkindern setzte ich eben diese Kombination (Lens Turbo und 50mm f/1,4) ein und stellte dann fest, dass es im Unendlichkeitsbereich nicht (nicht mehr?) fokussierte. Ich fragte mich, ob das schon immer so gewesen sei, hatte aber schnell mein altes Objektiv im Verdacht (über 35 Jahre auf dem Buckel…). Dies konnte ich aber nach einigen Vergleichstest wiederum ausschließen.

Bei einigen Recherchen traf ich auf diverse Forenbeiträge, Inkompatibilitätslisten (sogar bei Flickr gibt es einen Thread zu dieser Problematik). Einige Linsen lassen in dieser Kombination die Unendlichkeitseinstellung einfach nicht zu. Allerdings hatte ich nie direkt meine Kombination – Fuji-Kamera, Lens Turbo mit G-Nikkor-Kompatibilität und diverse AI-Nikkore – gefunden. Was ich fand, waren ein paar Anleitungen, wie man ein älteres Modell des Adapters auseinanderbaut und wieder zusammenklebt. So etwas wollte ich tunlichst vermeiden. Schließlich hatte ich mich über Nacht damit abgefunden, dass meine Nikkore eben nur im Nahbereich zuverlässig fokussieren. Etwas frustrierend, da der Adapter eben auch seine 130,- kostete und so vielversprechend war.

Bis ich heute auf einen Forumsbeitrag stieß, der mir Hoffnung machte. Kurzerhand schaute ich, ob es an meinem Adapter ebenso eine Schraube gibt, und ob sich das Linsenelement des Lens Turbo heraus- bzw. hineindrehen lässt. Und tatsächlich – es funktionierte. (Ich war wirklich kurz davor, das Teil zurückzuschicken, stand in der Beschreibung doch etwas über „Unendlichkeitsfokus möglich“ o.ä. und es bei mir dennoch zunächst eben nicht klappen wollte.)

Es dreht sich was

Nun ging es also doch, und das so einfach. Auf der der Kamera zugewandten Seite gibt es eine kleine Kreuzschlitzschraube, die das Linsenelement, das zum Sensor zeigt, fixiert. Diese kann man lösen (bei mir war sie bereits locker ;-)) und das Linsenelement leicht herausdrehen, bis man am Objektiv die Unendlichkeitseinstellung erreichen kann. Wie testen? Ich habe einfach bei offener Blende durch den Sucher geschaut und ein sehr weit entferntes Objekt fokussiert. Wenn das scharf erscheint, sollte die Einstellung ok sein. Womöglich gibt es da feinere Methoden – für meine Zwecke war dies erstmal ausreichend.

Wichtig: Das Element am Adapter darf nicht zu weit herausgedreht werden, da man es sonst nicht an das Kameragehäuse setzen und evtl. etwas beschädigen kann. Und tatsächlich ist es bei einem nicht korrekt justierten Lens Turbo so, dass bei Drehen des Fokussierrings in Richtung „Unendlich“ die hintere Objektivlinse physisch mit dem Linsensystem kollidieren kann. Immer schön sachte also.

Mein Tag war auf jeden Fall gerettet, und ich kann den Zhongyi Lens Turbo II nun doch uneingeschränkt weiterempfehlen, wenn man vorrangig Menschen fotografiert. Labortests habe ich keine durchgeführt, aber das obere Bild – ein extremer Crop aus einem Schulterportrait – spricht für sich, meine ich.

tldr; Keine Unendlichkeitseinstellung beim Lensturbo mit deinen alten Nikkoren an der Fuji? Probiere einmal, das hintere Linsensystem aus dem Adapter herauszudrehen, bis alles passt!

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