Über den „Tagestreff“, eine Einrichtung für wohnungslose Männer, und die damit verbundene Straßensozialarbeit habe ich Kontakt zu einigen Menschen aufnehmen können, die ich sonst „übersehen“ hätte. Bei meinem ersten Besuch im Treff zeigten sich einige der Männer spontan interessiert an meiner Arbeit, würden sich sogar fotografieren lassen.

Als ich mit „Welpenschutz“ der Streetworkerinnen einige der Brennpunkte aufsuche, damit sie mich vorstellen, blicke ich in gezeichnete Gesichter, jedes mit seiner persönlichen Geschichte. Ich tue dies nun so direkt, wie ich es vorher noch nie tat. Vermutlich aus Angst oder Schüchternheit. Mir wird einmal mehr klar, dass es kein weiter Weg ist, um sich dort auf der anderen Seite wiederzufinden. Auch wenn die Wege oft unterschiedlich verlaufen sind, weisen sie ähnliche Muster auf.

Einer der von uns Aufgesuchten lehnt Fotos offen ab, was ich schade finde, aber respektiere. Andere sind aufgeschlossen, begrüßen meine Idee bzw. den Versuch, ihnen etwas mehr Sichtbarkeit zu geben. Ich darf ein paar Fotos machen und verabrede mich für ein paar Tage später, um mehr fotografieren zu können.

Vormittags gehe ich zum „Pavillon“, einen Garageninnenhof, der mit einem wuchtigen Metallgatter lose versperrt ist und sehe ein paar Leute dort auf Gartenstühlen sitzen. Mein Date ist nicht da, aber ich winke dennoch hinüber und werde hereingebeten. Mein Projekt wird von den meisten der dort Anwesenden ebenfalls positiv aufgenommen, manche setzen hinzu „finde ich gut, aber kein Foto von mir.“

Einer lässt sich spontan fotografieren, geduldig. Ich bin sehr gerührt von der unerwarteten Offenheit. Weiß nicht, mit welchem Gefühl ich diesen Ort verlassen soll. Happy, die Aufnahme im Kasten zu haben? Nicht abgewiesen worden zu sein? Authentizität vermittelt zu haben? Irgendwie komme ich mir vor wie eine Miniaturausgabe eines Krisenfotografen, der mit dem Helikopter wieder ins sichere Domizil zurückverfrachtet wird. But that’s just my 2 Cents…