Mach‘ Bilder, die du sehen willst. Über Stil.

Wenn du deinen Stil finden willst, mache Bilder, die du selber sehen willst. Kein Satz, der von mir stammt, aber einer, der mich momentan sehr beschäftigt. Ich habe ihn von Eric Kim, der meiner Ansicht nach mitunter sehr gute Denkanstöße gibt. Und wie ein befreundeter Fotograf, Jörg Oestreich, gestern ganz richtig zu mir sagte: Wenn Leute auf Dich zukommen, dann wegen deiner Bilder. Und nicht weil du billig bist oder ein netter Typ.

Ein Beispiel: Vor ca. eineinhalb Jahren machte ich ein Bild, aus reiner Langeweile bzw. Spielerei. Experimentierte mit der Offenblende, kippte es um 90° und war verblüfft. Ein ganz karges Bild, quasi aus dem Nichts entstanden. Schön und rätselhaft. 1 Jahr lag es bei Flickr, bekam ein paar spärliche Likes. Das war mir egal, mir gefiel es, und dennoch dachte ich daran, es aus meinem Stream zu entfernen, wollte ich mich doch mehr auf Menschen konzentrieren. Hätte ich das getan, würde es heute nicht im Format 120*80cm in einem schicken Hamburger Büro hängen (Neben weiteren Bildern, die ich aus einer ähnlichen Motivation heraus gemacht hatte).

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Was könnte ich daraus gelernt haben? Ich sollte nur Bilder machen, die ich selber sehen möchte.

Auch wenn es überheblich klingt: Erst dadurch haben sie das Potenzial einzigartig zu werden. Sie werden vermutlich keinen Mainstreammarkt erobern, darüber musst du dir im Klaren sein. Aber es kann (kann!) passieren, dass jemand zu dir kommt und sagt „Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas hat dieses Bild. Etwas Besonderes.“

Die eigene Stimme

Klar, dass nicht jedes meiner Bilder einzigartig ist und das Potenzial zu einem Killer hat. Aber ich meine auch, dass es die innere Einstellung zu den eigenen Bildern ist, die sich in der Entwicklung einer persönlichen Handschrift niederschlagen kann. Im Englischen gibt es dafür die schöne Metapher: „Finding your voice“. Also den eigenen Stil entdecken, entwickeln. Dafür gibt es kein Patentrezept, aber der Titel dieses Beitrags gibt schon einen Hinweis, wie der Weg aussehen kann.

Wenn du Bilder machst, die du sehen willst – und du dir bei der Aufnahme oder Konzeption keine großen Gedanken darüber machst, wieviele Likes du damit vielleicht erreichen kannst – wird das dein eigenes Standing und deine Selbstwahrnehmung als kreative Persönlichkeit klarer machen. Auf dem Weg dorthin wirst du Bilder machen, die viele andere auch gemacht haben. Spiegelglatte Wasserflächen, Zoomeffekte, Colorkey – was auch immer, du weißt, was ich meine. Irgendwann jedoch wirst du dich davon lösen müssen. Nur Bilder zu machen, um anderen zu zeigen „Ich auch!“, wird auf Dauer mittelmäßig sein und dich nicht weiterbringen.

Mache also Bilder, die du dir selbst an die Wand hängen willst, und die du jeden Tag ansehen möchtest. Sei einzigartig, nicht gefällig.

2 Responses
  1. Genau so 😊
    Denn wenn man es genau nimmt kauft man sich die Camera ja auch für sich selber und nicht für andere *schmunzel..
    und wenn einen alle für Eingebildet oder wunderlich halten, weil man seine eigenen Bilder so gerne mag, dann sollen sie das halt tun.

    Lg Aurelia

    1. Tilman

      Ja, so kann man es auch sehen! Deine Kamera ist das Werkzeug, um deine eigene Sicht auf die Welt zu vermitteln. Danke für den Beitrag! Lieben Gruß Tilman