Es gibt Tage, die beginnen richtig gut. Das Licht ist leicht diffus bis knackig, und dann stolpere ich zufällig in eine kleine Abbrucharbeitsszene. Ein Arbeiter ist staubbemehlt, ebenso dringen Staubschwaden aus dem Haus, vor dem er und sein Kollege stehen. Der temporär Ergraute hat kein Problem damit, fotografiert zu werden, also mache ich ein paar Aufnahmen (Bild folgt, wenn er damit happy ist. Das oben gezeigte ist nebenher in einer anderen Szene entstanden).

So motiviert streife ich einige Stunden durch die Stadt. Bis ich einen weiteren Menschen treffe, den ich vor längerem angesprochen hatte, während er die Mülltonnen durchsuchte. In der einen Hand hält er eine alte Dönerbox und angelt sich mit den Fingern die Fleischreste heraus, um seinen Hunger zu stillen. Wir sprechen darüber, dass er sich damals nicht hat fotografieren lassen wollen, was ich auch nach wie vor respektiere. Ich frage, ob ich vielleicht ein Detail von ihm ablichten dürfte, sodass er nicht zu erkennen ist – ich habe die Dönerbox in den schmutzigen Händen im Auge -, doch auch das möchte er nicht, auch keine Silhouettenaufnahme.

Tatsächlich gerät mein Wunsch nach einem Bild immer weiter in den Hintergrund, denn wir haben ein recht nettes und höfliches Gespräch. Er sieht mich trotz meines Anliegens nicht als Eindringling und wirkt trotz seiner erbärmlich scheinenden Situation ausgeglichen, ja, glücklich. Bereits bei unserer vorherigen Begegnung hatte er mir zu verstehen gegeben, dass er sich in dem Leben, dass er führte, eingerichtet hat.

Wir sagen einander „auf Wiedersehen“ und wünschen uns einen weiterhin schönen Tag. So habe ich vielleicht nicht das Bild bekommen, das ich gewollt hätte. Aber manchmal sind es die inneren Bilder, die haften bleiben, ohne dass es einer Kamera bedarf.

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