Belichtungsdreieck: Lichtempfindlichkeit. ISO.

Die Steuerung der Lichtempfindlichkeit stammt aus der Filmfotografie. „Damals“ gab es noch Analogfilme. Heute gibt es immer noch Analogfilme. Die haben – neben einigen anderen Zahlen – auch diese Zahlen auf der Packung oder der Metalldose: 100, 200, 400. Manche haben sogar 1600 oder 3200. Diese Zahlen findest du mit einigen Werten dazwischen auch auf oder in deiner Digitalkamera. Was kannst du damit machen?

Im Gegensatz zur Blende (oder auch größtenteils zur Belichtungszeit) gilt: Je höher die ISO-Zahl, desto höher ist auch die Empfindlichkeit. Das betrifft sowohl den Sensor der digitalen Kamera als auch den Farb- oder Schwarzweißfilm. Es ist eine Art Norm-Nummerierung, die sich international durchgesetzt hat. In Deutschland gab es für Filme immer auch eine DIN-Zahl, die der ISO-Norm entspricht (DIN 21/ ISO 100, DIN 24 / ISO 200, DIN 27 / ISO 400 usw.). Der Begriff „ASA“ (American Standards Association) war auch üblich, aber ISO hat sich als internationale Norm durchgesetzt.

Was hat es nun damit auf sich? Wofür habe ich diese Einstellungsmöglichkeiten zur Lichtempfindlichkeit eigentlich? Prinzipiell würde ich sagen: Du erweiterst damit deine Spielräume. Würde dir deine Kamera nur eine Empfindlichkeit von 200 oder 400 anbieten, dann hättest du irgendwann ein Problem – nämlich dann, wenn die vorhandenen Lichtverhältnisse nicht mehr ausreichen. Du willst oder kannst nicht immer den Blitz an deiner Kamera anschalten oder aufstecken. Ob in Museen, Kirchen, auf Konzerten oder in Situationen, in denen du niemanden stören oder nicht auffallen möchtest. Oder einfach auch, weil die vorhandene Lichtstimmung „totgeblitzt“ werden würde.

Bei normalem Tageslicht draußen ist es generell kein Problem, mit ISO 200 zu fotografieren. Was aber zum Beispiel, wenn du aus einer Szene mit „normalen Lichtverhältnissen“ (Mittags, bewölkt, wenn du in Flensburg bist) in eine schattige Gasse kommst? Dann hast du – um wieder das Belichtungsdreieck ins Spiel zu bringen, um das es hier schließlich geht – diese Möglichkeiten:

  1. Blende öffnen
  2. Belichtungszeit verlängern
  3. ISO erhöhen.

Blende öffnen: Ist unter Umständen möglich, wenn du da nicht schon am Limit bist. Aber dann gehst du auch das Risiko ein, dass die Schärfe nicht richtig sitzt (ein Beitrag zum Thema „Schärfentiefe“ kommt noch), oder du eben nicht alles scharfstellen kannst, was du gerne möchtest. Denke nur an zwei Personen, deren Gesichter leicht versetzt hintereinander sind, die aber beide scharf sein sollen.

Belichtungszeit verlängern: Kannst du auch machen. Aber auch hier wirst du eine Belichtungszeit benutzen wollen, die sicherstellt, dass du nicht verwackelst. In der Belichtungszeit bist du also ebenfalls beschränkt, denn die sogenannte Freihandgrenze ist im Schatten schnell erreicht.

ISO erhöhen: Hier kommt für dich die Möglichkeit ins Spiel, mit gleichbleibender Blende und Zeit weiterzuarbeiten. Sagen wir, du hattest vorher bei ISO 200 eine Zeit von 1/125 Sekunde bei Blende 5,6 und willst in besagter schattiger Gasse weiter fotografieren. Dann könntest du zwar deine Bende um ca. 2 Stufen öffnen (wenn das dein Objektiv hergibt), oder deine Belichtungszeit um 2 Stufen auf 1/30 Sekunde verlängern, wodurch du in Gefahr kommst, zu verwackeln. Oder beides nur um eine Stufe zu verändern. Auch dann wärst du im besten Fall bei Blende 4 und 1/60 Sekunde. Aus der freien Hand möglich, aber nicht ideal. Eben darum kannst du hier einfach eine höhere ISO-Zahl zu nehmen. Also: ISO 800 statt 200. Für moderne Kameras kein Problem und ohne weitere Beeinträchtigungen der Bildqualität.

Ab wann wird denn eine hohe ISO-Zahl zum Problem?

Du hast vielleicht schonmal den Begriff „Rauschen“ gehört. Gemeint ist optisches Rauschen. Es gibt – auch bei den namhaften Kameraherstellern – Modelle, die bereits bei ISO 1600 (oder sogar schon darunter) eine Beeinträchtigung zeigen. Dieses Rauschen äußert sich in sichtbaren kleinen Farbpunkten, und darin, dass die Details nicht mehr richtig scharf werden und zur Geltung kommen. Wenn du so etwas im Vorfeld vermeiden willst, achte beim Kauf der Kamera darauf, dass auch die höheren ISO-Bereiche immer noch gut aussehen.

Inn jedem Fall solltest du selbst einmal ausprobieren, ab wann es in deinen Augen kritisch wird. Dabei musst du deine Bilder auch auf dem Computermonitor beurteilen, lediglich das Kameradisplay zu benutzen, wird nicht ausreichen.

Aktuelle Kameras gehen z.T. bis auf über 25.000 oder 50.000 ISO. Das ermöglicht ein Arbeiten unter extremen Lichtverhältnissen, wobei diese Bereiche derzeit bei hochpreisigen Kameras zu finden sind. Hier ist auch die „Rauschgrenze“ entsprechend weiter im oberen ISO-Bereich zu finden.

Kurz gesagt, wenn du mit einer bestimmten Blenden-/ Zeitkombination fotografieren und diese auch beibehalten willst oder musst, dann ist der ISO-Regler dein Freund.

Das obige Beispiel – Fußgängerzone und dunkle Gasse – ist eher ein Standardfall. Es gibt viele Beispiele, in denen es unverzichtbar ist, eine große Blende und kurze Belichtungszeit zu haben. Denke nur an Sportaufnahmen, in denen schnelle Objekte scharf abgebildet sein wollen, oder Wildtierfotografie. Hier kommen häufig hohe ISO-Werte zum Einsatz.

Aber was kannst du tun, wenn du ein Bild bei hoher ISO-Zahl gemacht hast, das verrauscht, aber ansonsten total schön ist? Es gibt natürlich Möglichkeiten, das Rauschen nachträglich am Computer zu reduzieren. Meist geschieht dies jedoch zu Lasten der Schärfe. Du kannst aber auch einmal probieren, das Bild in Schwarzweiß umzuwandeln. Von dem Farbrauschen wirst du nichts mehr sehen, aber eventuell sieht es ein wenig körnig (wie bei Analogaufnahmen) aus. Nutze es im Notfall also kreativ. Ein bisschen Rauschen kann eben manchmal auch ganz schön sein.